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Stefani Weiss / Joscha Schmierer (Hrsg.)

Prekäre Staatlichkeit und internationale Ordnung

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2007; 509 S.; brosch., 39,90 €; ISBN 978-3-531-15455-8
Vor dem Hintergrund aktueller Probleme im Kaukasus, in Südostasien, Zentralamerika und der Region der Großen Seen in Afrika initiierten das Auswärtige Amt und die Bertelsmann-Stiftung eine übergreifende Untersuchung, deren Ergebnisse in diesem Band präsentiert werden. Ob und wenn ja welche Form von Staatlichkeit dabei die für die internationale Ordnung wünschenswerte Stabilität birgt, bearbeiten die Autoren dabei zunächst entlang der Frage, welche Formen von Staatszerfall, Staatsversagen, „schwachen“ oder „starken“ Staaten es gibt und welche Rolle sie in der internationalen Politik, genauer: der Globalisierung, spielen. Der Staat habe einen Teil seiner Steuerungsfähigkeit verloren, so Hans-Joachim Spanger, was entweder dazu führte, „dass sich die Bürger zunehmend ab- und traditionellen Grassroot-Organisationen oder gewaltsamen Protesten zuwandten“ (98). Die grundsätzlichen Diagnosen werden dann mit Regionalexpertise kombiniert, wenn die Fallstudien überwiegend die strukturellen Eigenheiten post-kolonialer Staaten zum Thema haben. So weist beispielsweise Romain Bertrand in seinem Beitrag zu Südostasien darauf hin, dass „[v]erdrehte nationale und koloniale Sichtweisen der Kolonialgeschichte“ den eigenen Einfluss weit über- und die Dauerhaftigkeit lokaler Gesellschaften und ihrer Machtmechanismen unterschätzt hätten: „Die territoriale und soziale Reichweite kolonialer Regierungsbehörden war oft viel beschränkter und unzusammenhängender, als man meinen könnte“ (230). Das verweist bereits auf die in den letzten beiden Teilen des Bandes fokussierten (und eingeschränkten) Möglichkeiten, die Akteuren der internationalen Gemeinschaft zur Verfügung stehen, um fragilen Staaten zu begegnen: Es wird deutlich, dass die bisherigen Modelle nur bedingt praxistauglich sind, neue aber noch fehlen, die weder selbst imperial noch wirtschaftlich ausbeuterisch sind, ohne gleichzeitig an einem längst erodierten Westfälischen Modell von Souveränität festzuhalten.
Florian Peter Kühn (KÜ)
Dr., M. P. S., wiss. Mitarbeiter, Institut für Internationale Politik, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
Rubrizierung: 4.1 | 4.2 | 2.2 | 2.68 | 2.65 | 2.67 | 4.44 | 4.21 | 3.6 | 4.3 Empfohlene Zitierweise: Florian Peter Kühn, Rezension zu: Stefani Weiss / Joscha Schmierer (Hrsg.): Prekäre Staatlichkeit und internationale Ordnung Wiesbaden: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/27666-prekaere-staatlichkeit-und-internationale-ordnung_32487, veröffentlicht am 31.03.2008. Buch-Nr.: 32487 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken