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Helmar Schöne

Probleme und Chancen parlamentarischer Integration. Eine empirische Studie zum Ost-West-Integrationsprozess unter Abgeordneten. Mit einem Geleitwort von Dietrich Herzog

Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag 1999 (DUV: Sozialwissenschaft); XIII, 289 S.; brosch., 64,- DM; ISBN 3-8244-4363-5
Diss. FU Berlin; Gutachter: D. Herzog. – Die Untersuchung beschäftigt sich mit den Auswirkungen der politischen und kulturellen Differenzen zwischen alten und neuen Bundesländern auf den Prozeß der parlamentarischen Willensbildung. Gibt es nach wie vor Differenzen zwischen den Abgeordneten aus Ost und West? Wie gelingt es angesichts dieser Differenzen, daß Parlamente handlungs- und entscheidungsfähig bleiben? Welche strukturellen Faktoren sind dafür verantwortlich, daß die Parlamente ihre Handlungs- und Integrationsfähigkeit nicht einbüßen? Dieser Fragestellung wird anhand einer empirischen Befragung (Experteninterviews) von 50 Mitgliedern des Berliner Abgeordnetenhauses und einer Analyse der Sozialstruktur des Landesparlaments nachgegangen. Der Studie liegt die in der Elitenforschung verbreitete Unterscheidung zwischen dem Aspekt der ideologischen (kulturellen) und der verhaltensbezogenen (institutionellen) Integration zugrunde. Der Autor kommt zu dem Schluß, daß kulturelle Ost-West-Gegensätze unter den Abgeordneten nach wie vor bestehen und auch zukünftig zu Konflikten im Parlament und in den einzelnen Fraktionen führen werden. Insbesondere in der Bewertung des Integrationsprozesses und in der Beurteilung der Situation im jeweils anderen Teil der Stadt ist eine Annäherung zwischen West- und Ostberliner Abgeordneten bislang ausgeblieben (257 f.). Dieses Fazit läßt sich nach Schöne aber nicht auf den Bereich der institutionellen Integration übertragen. Demnach ist es durch die Übertragung des Monopols der Parteien bei der Aufstellung von Bewerbern für politische Ämter und die Prozesse der innerparteilichen Führungsauswahl auf den Ostteil der Stadt zu einer Angleichung der Verhältnisse zwischen West- und Ostberlin gekommen. Inhalt: 2. Die Transformation des politischen Systems in Ostdeutschland: 2.1 Institutionentransfer und Institutionalisierung; 2.2 Struktureller Wandel bei kultureller Persistenz – Die politische Kultur nach der Wiedervereinigung. 3. Zum Funktionswandel des parlamentarischen Systems in der Bundesrepublik Deutschland; 4. Das Berliner Abgeordnetenhaus nach der Wiedervereinigung: 4.1 Von der Stadtverordnetenversammlung Ostberlins 1990 zum gesamtberliner Abgeordnetenhaus; 4.2 Kontinuität und Wandel – Daten zur Zusammensetzung des Abgeordnetenhauses von Berlin; 4.3 Zur Sozialstruktur des Berliner Landesparlaments. 5. Integration durch Positionsbesetzung – Zur parlamentarischen Funktionsverteilung; 6. Der Weg ins Abgeordnetenhaus – Karrierewege West- und Ostberliner Parlamentarier; 7. Kulturelle Integration: 7.1 Politische Zielvorstellungen; 7.2 Einstellungen zu aktuellen politischen Problemen; 7.3 Einstellungen zum Transformationsprozeß; 7.4 Ost-West-Konflikte in den Fraktionen; 7.5 Fremdbilder und Selbstbilder. 8. Institutionelle Integration I: horizontal: 8.1 Rollenverständnis und Tätigkeitsschwerpunkte; 8.2 Institutionenkritik: Das Berliner Abgeordnetenhaus aus der Perspektive seiner Mitglieder; 8.3 Netzwerke der parlamentarischen Arbeit. 9. Institutionelle Integration II: vertikal: 9.1 Parteipolitische Vernetzung; 9.2 Abgeordnete und Wähler; 9.3 Kontakte zu Organisationen und Institutionen; 9.4 Mobilität zwischen den Stadtteilen.
Sven Christian Singhofen (SCS)
M. A., Doktorand, Institut für Sozialwissenschaft (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.325 | 2.331 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Sven Christian Singhofen, Rezension zu: Helmar Schöne: Probleme und Chancen parlamentarischer Integration. Wiesbaden: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11005-probleme-und-chancen-parlamentarischer-integration_13009, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 13009 Rezension drucken