Prostitution und Menschenhandel als Verwaltungsproblem. Eine qualitative Untersuchung über den beruflichen Habitus
Diss. Magdeburg; Gutachterin: U. Nagel. – Die Autorin untersucht die berufliche und organisatorische Praxis von Verwaltungsmitarbeitern am Beispiel des Bereiches Prostitution und Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. Vorheyer beleuchtet die aufgabenbezogenen Problemansichten, sozialen Kategorisierungen und Problemlösungsstrategien der Beschäftigten aus einer akteurszentrierten Perspektive. Ihr Fokus liegt hierbei auf der Fähigkeit der Beschäftigten, durch ihr Handeln neue problemspezifische Verwaltungsstrukturen hervorzubringen. Im Zentrum ihrer Untersuchung stehen die gestalterischen Aktivitäten der Mitarbeiter hinsichtlich der Einführung des Prostitutions- und des Infektionsschutzgesetzes. Die Studie basiert auf 45 Experteninterviews, die die Autorin mit Bediensteten öffentlicher Institutionen in Deutschland, Polen und der Tschechischen Republik geführt hat. Sie erörtert hierbei die besonderen Herausforderungen, denen sich die Verwaltung infolge globaler Migrationsprozesse, lokalem Sextourismus und grenzüberschreitender Prostitutionsszenen und Kriminalitätsstrukturen gegenübersieht. Darüber hinaus erörtert sie die unterschiedlichen gesetzlichen Grundlagen der staatlichen Reglementierung von Prostitution. Vorheyer geht auf die veränderten Formen politisch administrativen Handelns ein, die durch den zunehmenden Einfluss zivilgesellschaftlicher Akteure, die gestiegene Bedeutung transnationaler Zusammenarbeit sowie die zunehmende Kooperation in grenzüberschreitenden Netzwerken ausgelöst werden. Die Autorin stellt eine Tendenz zum vermehrten Zugriff auf kooperative und koordinierende Handlungs- und Regulierungsformen fest. Unabhängig vom jeweiligen Nationalstaat nehmen kollektive, auf Netzwerken beruhende Regelungen zu und die Bedeutung traditioneller hierarchisch angelegter Regierungsformen ab. Vorheyer erkennt insbesondere im Verwaltungsfeld Prostitution und Menschenhandel eine immer stärkere Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteure.