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Srdja Popovic / Matthew Miller

Protest! Wie man die Mächtigen das Fürchten lehrt. Aus dem Englischen von Jürgen Neubauer

Frankfurt a. M.: S. Fischer 2015; 230 S.; 16,99 €; ISBN 978-3-596-03377-5
Die Perspektive von Srdja Popovic auf den Protest ist im Kern durch seine Biografie geprägt: Er war federführendes Mitglied der gewaltlosen serbischen Widerstandsbewegung OTPOR, die im Jahr 2000 maßgeblich dazu beitrug, dass der Diktator Slobodan Milošević abgesetzt wurde. In den Folgejahren gründete Popovic die Organisation CANVAS, für die er bis heute die Idee des gewaltlosen Widerstands in der ganzen Welt vermittelt. Seine zahlreichen Praxiserfahrungen bilden entsprechend den Rahmen des Buches. Unzählige Geschichten aus der Protest‑ und Beratungspraxis werden entlang von strategischen Kernprinzipien des gewaltlosen Widerstands miteinander verknüpft – dazu zählen die Rolle des Humors in der Bezwingung Miloševićs, das strategische Defizit fehlender Öffnung für breitere Bevölkerungsschichten bei Occupy oder die Frage des für den Erfolg relevanten Zeitpunkts und Charakters von Protesten am Beispiel der Studentenproteste in China. Durch die vielen Beispiele gewinnt man einen spannenden, äußerst intensiven und erhellenden Einblick in die Schwierigkeiten und Chancen gewaltlosen Widerstands. In diesem Sinne handelt es sich vor allem um ein äußerst hilfreiches, motivierendes Handbuch. Darüber hinaus werden aber auch einige Proteste der jüngeren Gegenwart verständlich. Beispielsweise berichtet Popovic über frühe Beratungen ägyptischer Widerstandskämpfer_innen und ihre organisatorischen Aktivitäten lange vor den Ereignissen auf dem Tahrir‑Platz. Angesichts dieser Schilderungen erscheint die ägyptische Revolution weniger als spontane Eruption, sondern vielmehr als Produkt lang angelegter Aktivitäten. Daher kann das Buch auch als Beitrag gegen eine medial verkürzte Perspektive auf Widerstandsbewegungen gelesen werden: Gewaltloser Widerstand ist im Sinne dieser Argumentation ein höchst strategischer und komplexer Weg, der – auch dies wird sehr deutlich gemacht – von allen Protestformen die höchste Wahrscheinlichkeit auf Erfolg in sich trägt.
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Rubrizierung: 2.222.25 Empfohlene Zitierweise: Ingmar Hagemann, Rezension zu: Srdja Popovic / Matthew Miller: Protest! Frankfurt a. M.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38986-protest_47657, veröffentlicht am 15.10.2015. Buch-Nr.: 47657 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken