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Hans-Jürgen Puhle

Protest, Parteien, Interventionsstaat. Organisierte Politik und Demokratieprobleme im Wandel

Göttingen u. a.: Vandenhoeck & Ruprecht 2015 (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 216); 380 S.; 79,99 €; ISBN 978-3-525-37040-7
Die in dem Band versammelten Aufsätze des Historikers und Politikwissenschaftlers Hans‑Jürgen Puhle belegen dessen breites Forschungsspektrum der letzten fünf Jahrzehnte und zeigen einen Wissenschaftler, der die der Erkenntnis abträglich gezogenen Grenzen zwischen den Disziplinen von Geschichts‑ und Politikwissenschaft mühelos überwindet. Vier große Themenkomplexe, die zumeist vergleichend angelegte Arbeiten enthalten, strukturieren das Buch: Im ersten Abschnitt versammelt Puhle Beiträge zu politischen Akteuren und Prozessen im Wandel der vergangenen 150 Jahre. Darunter finden sich ältere Untersuchungen zum Stellenwert von Parlament, Parteien und Interessenverbänden im autoritären Deutschen Kaiserreich sowie neuere Abhandlungen über die Entwicklung von Interessenverbänden. Dabei werden ebenfalls die nach der weltpolitischen Wende von 1989/90 einsetzenden Prozesse von Transnationalisierung und Entgrenzung der Vermittlung sowie Einspeisung von Interessen in den Blick genommen. In der Untersuchung zum Populismus wird Puhles breit angelegtes Literaturverständnis erkennbar, weil er sich entgegen mancher politikwissenschaftlicher Analysen auch der theoretischen Unterfütterung populistischer Politik vonseiten postmarxistischer Denker wie Ernesto Laclau widmet. Im zweiten Abschnitt finden sich vergleichende Arbeiten zu Transformations‑ und Demokratisierungsprozessen in Europa und Amerika, die den Faktoren der Demokratisierung, der Rolle der Zivilgesellschaft und den Ergebnissen dieser Prozesse Rechnung tragen. Den unterschiedlichen Varianten europäischer Entwicklung ist der dritte inhaltliche Block gewidmet. Neben einer Untersuchung zur spanischen Modernisierung wird auch ein Auge auf das Verhältnis von nationalistischen Phänomenen und Demokratisierungsprozessen insbesondere in Osteuropa geworfen. Abschließend skizziert Puhle ein Panorama unterschiedlicher Entwicklungswege in der atlantischen Welt, die die zuvor genannten Beiträge wie denjenigen über den Populismus am Beispiel der Bauernbewegungen in Lateinamerika empirisch unterfüttern.
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Rubrizierung: 2.22.3112.612.222.642.65 Empfohlene Zitierweise: Patrick Stellbrink, Rezension zu: Hans-Jürgen Puhle: Protest, Parteien, Interventionsstaat. Göttingen u. a.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39423-protest-parteien-interventionsstaat_47969, veröffentlicht am 18.02.2016. Buch-Nr.: 47969 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken