
Recht und Autoritarismus. Beiträge zur Theorie realer Demokratie
Der Band enthält 33 Beiträge, die der Verfasser von 1977 bis 2009 verstreut in Sammelbänden und Zeitschriften publiziert hat. Der 2007 emeritierte Politikwissenschaftler, der seit 1983 Lehrstuhlinhaber in Hannover war, legt mit dieser Auswahl somit auch eine Bilanz seines Schaffens in den vergangenen drei Jahrzehnten vor. Die Beiträge kreisen um den Rechtsbegriff, wie er in modernen Verfassungsstaaten verankert ist, als „Inbegriff der Normen, die die Selbstbestimmung der Individuen in gleicher Weise sichern“ (7). Perels sieht diese Normen nicht nur in Diktaturen außer Kraft gesetzt, sondern auch in demokratischen Systemen einem stetigen Gefährdungspotenzial unterworfen. Der Band ist in fünf Kapitel unterteilt. Im ersten Teil, der mit „Grundlegungen“ tituliert ist, finden sich u. a. Abhandlungen zu Art. 1 GG, zu Otto Kirchheimers verfassungstheoretischen Arbeiten über die Weimarer Verfassung und zum Umgang mit dem NS-Regime nach 1945. Hier sind seine scharfen Analysen der „Umdeutung der NS-Diktatur in einen Rechtsstaat“ (so ein Beitragstitel) bei zugleich „systematischer Aushöhlung des Täterbegriffes für nationalsozialistische Gewaltverbrecher“ (100) besonders hervorzuheben. Die weiteren Kapitel versammeln Beiträge unter den Rubriken „Freiheitsrechte“, u. a. mit Reflexionen zum Begriff der Gewissensfreiheit oder zur Aneignung der Verfassung durch die Opposition gegen die Notstandsgesetze, „soziale Demokratie“, „Völkerrecht“ und „Portraits“. Im letztgenannten Kapitel wird in vierzehn Beiträgen vor allem an kritische Juristen wie Gustav Radbruch, Ernst Fraenkel, Heinrich Hannover oder an den 2005 verstorbenen Jürgen Seifert, dem der Band gewidmet ist, erinnert. Mit aufgenommen ist auch die Biografie des Vaters von Joachim Perels, Friedrich Justus Perels – Jurist, Widerstandskämpfer und Christ –, der noch Ende April 1945 auf Grundlage eines Todesurteils des Volksgerichtshofes erschossen worden war. Insgesamt zeigt der reichhaltige Sammelband, welches Potenzial eine Politikwissenschaft haben kann, die eine Distanz zur Macht und zum politischen System aufbringt und der Kritik der Verhältnisse verbunden bleibt.