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Andreas Kemper

Rechte Euro-Rebellion. Alternative für Deutschland und Zivile Koalition e.V.

Münster: edition assemblage 2013 (Reihe Antifaschistische Politik); 117 S.; 12,80 €; ISBN 978-3-942885-49-2
„Es wird sich zeigen, wie lange die AfD vorrangig als Anti‑Euro‑Partei auftreten wird.“ (5) Als Andreas Kemper 2013 sein Buch vollendete, gründeten sich gerade die ersten Landesverbände der „Alternative für Deutschland“. Die Spaltung der Partei, die ihren Rechtskurs verstärkte, fand erst zwei Jahre später statt. Der Autor sieht aber schon damals in rechtspopulistischen Äußerungen von Parteimitgliedern deutliche Vorzeichen für einen „Nationalliberalismus, also einer bürgerlichen Demokratieverachtung“ (6). Kemper stellt die Vorgeschichte und das Umfeld, in dem die AfD entstand, im Detail dar. Es habe nicht den einen entscheidenden Gründungsimpuls gegeben, aber schon länger Pläne für die Gründung „einer neuen rechten Sammelbewegung“ (17). Kemper rechnet verschiedene Gruppierungen zu diesem Entstehungsumfeld: Bei Teilen der Freien Wähler etwa sieht er eine deutliche Rechtstendenz. So hätte sich deren Frankfurter Ableger offen zu Thilo Sarrazins Thesen bekannt. Teile der Partei seien später zur AfD gewechselt. Als weiteren wichtigen Akteur nennt der Autor das Netzwerk Zivile Koalition e. V., dem Beatrix von Storch und ihr Ehemann vorstehen. Kemper sieht es als weitverzweigtes und sehr aktives Kampagnen‑ und Lobby‑Netzwerk, das inhaltlich als ein „Äquivalent zur US‑amerikanischen Tea‑Party‑Bewegung“ (27) zu bewerten sei. Beatrix von Storch gründete später die Wahlalternative 2013 mit, aus der schließlich die AfD hervorging. Der Autor fragt, ob die AfD nicht vielleicht „ein gezieltes Produkt aus der Wirtschaft“ (31) sein könnte, um deren Interessen durchzusetzen. Eine eindeutige Antwort hat er nicht, führt aber zahlreiche Beispiele inhaltlicher und personeller Nähe zwischen großen Unternehmen und AfD‑Umfeld an. Ideologisch setze die neue Partei auf mehr politische Partizipationsmöglichkeiten der „sogenannten Leistungsträger*innen“ (49) beziehungsweise auf den Entzug von Wahlrechten bei Arbeitslosigkeit. Die AfD‑Ideen gingen in Richtung eines neuen „Bonapartismus“ (64) beziehungsweise „Machiavellismus“ (66). Teil einer „Anti‑Political‑Correctnes‑Strategie“ (71) sei es, antifeministisch zu argumentieren und (wie Wolfgang Hübner, inzwischen Ex‑AfD‑Mitglied) gegen den „‚Minderheitenlobbyismus der Homosexuellen‘“ (72) zu wettern. Kemper resümiert, dass er in der AfD durchaus eine Art „Sarrazin‑Partei“ (86) ohne Sarrazin sehe, die einen „Nationalliberalismus 2.0“ (86) betreibe.
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Rubrizierung: 2.3312.35 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Andreas Kemper: Rechte Euro-Rebellion. Münster: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39525-rechte-euro-rebellion_44409, veröffentlicht am 17.03.2016. Buch-Nr.: 44409 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken