
Rechtsextremismus bei ostdeutschen Jugendlichen vor und nach der Wende
Erziehungswiss. Diplomarbeit Lüneburg; Gutachter: H.-J. Plewig. – Rechtsextremismus wird in der öffentlichen Diskussion häufig ausschließlich als Problem ostdeutscher Jugendlicher dargestellt, was nicht zutreffend ist. Trotzdem verdient diese Bevölkerungsgruppe eine intensive Beobachtung, weil sie überproportional rechtsextreme Einstellungen und Verhaltensweisen aufweist und durch die Folgen der Wiedervereinigung besondere Erfahrungen gesammelt hat. So lautet „die erkenntnisleitende Fragestellung, ob die rechtsextremistischen Jugendlichen in der DDR und in den neuen Bundesländern als Verlierer der Individualisierung betrachtet werden können und ob die Flucht in traditionale Gemeinschaften durch diese Entwicklung bedingt ist.” (14) Die Autorin stützt sich dabei auf Heitmeyers Individualisierungstheorie, wonach Modernisierungsprozesse Verunsicherungen und Orientierungslosigkeit begünstigen, welche wiederum Anknüpfungspunkte für rechtsextreme Einstellungen und Verhaltensmuster bieten. Nach einleitenden Überlegungen zum Rechtsextremismus und zur DDR, insbesondere zum dortigen Erziehungswesen, wird zunächst der Rechtsextremismus in der DDR in Ausmaß, Erscheinungsformen, Ursachen und staatlichen Gegenmaßnahmen dargestellt. Der bislang eher geringe Forschungsstand wird übersichtlich aufgearbeitet. Im Weiteren werden Ergebnisse zu rechtsextremen Einstellungen, Vorkommnissen und Gruppen nach der Wiedervereinigung analysiert und hinsichtlich alter und neuer Einflussfaktoren diskutiert. Schließlich werden pädagogische Präventions- und Interventionskonzepte hinsichtlich ihrer Möglichkeiten und Grenzen beleuchtet, wobei vor allem der akzeptierenden Jugendarbeit breiten Raum gewidmet wird. Insgesamt stellt die Arbeit eine materialreiche Sekundäranalyse bisheriger Forschungsergebnisse dar.