Sozialwiss. Diss. Osnabrück; Gutachter: R. Kleinfeld, C. Klingemann. – Im Gegensatz zu Deutschland erreichen rechtspopulistische Parteien sowohl in Belgien als auch in den Niederlanden hervorragende Wahlergebnisse. Der Autor fragt, was die entscheidenden gesellschaftlichen wie politischen Faktoren für diese Erfolge sind und warum es dort zu unterschiedlichen Erscheinungsformen des Rechtspopulismus gekommen ist. In einer kontrastierenden Fallstudie werden zunächst die politische Kultur und die politische Struktur der beiden Länder eingehend analysiert, um anschließend das Wählerverhalten und die rechtspopulistischen Akteure in den Blick zu nehmen. Um bei Wahlen erfolgreich zu sein, so Reuter, müssten nicht alle für den Erfolg rechtspopulistischer Parteien charakteristischen Merkmale kumulativ vorhanden sein. Beispielsweise verfüge die belgische rechtsextreme Partei Vlaams Belang über keine besonders charismatische Führungspersönlichkeit. Von Bedeutung sei offenbar insbesondere das Lancieren von Protestthemen. Orientiert an Lijphart werden Ursachen für den Erfolg rechtspopulistischer Parteien unter anderem auch in den Mechanismen der Verhandlungsdemokratie gesucht. Ein Leistungsdefizit wird hier insbesondere in den Niederlanden ausgemacht, sei doch die Elitenkooperation bei der Policy-Gestaltung mit einem Vermittlungsproblem gegenüber der Bevölkerung verbunden. Zusammen mit der unzureichenden Beachtung der in ihrer Bedeutung gewachsenen soziokulturellen Konfliktlinie und einer latenten Protestgeneigtheit der Niederländer entstünde auf diese Weise eine gute Chancenstruktur für den Rechtspopulismus. Zwar sind die Ergebnisse der Studie nicht als Grundsätze rechtspopulistischer Funktionslogik zu verallgemeinern, dennoch liefern sie wichtige Hinweise für deren Verständnis.