Skip to main content
Ernst Hillebrand (Hrsg.)

Rechtspopulismus in Europa. Gefahr für die Demokratie?

Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2015; 189 S.; brosch., 16,90 €; ISBN 978-3-8012-0467-9
Mit dem Rechtspopulismus ist in Europa längst eine neue Parteienfamilie entstanden. Deren präzise Analyse fällt Politikwissenschaftler_innen häufig immer noch schwer: Wo genau liegen ihre Gemeinsamkeiten, warum bestehen offenkundige Unterschiede, und was sind die Ursachen für ihr Erstarken? Der Sammelband sucht Antworten auf diese Fragen. Herausgeber Ernst Hillebrand teilt die Beiträge der Politikwissenschaftler_innen, Journalist_innen und Publizist_innen aus unterschiedlichen europäischen Ländern in drei Abschnitte: zunächst erfolgt eine aktuelle Beschreibung rechtspopulistischer Parteien in europäischen Staaten, dann wird die Stärke der Parteien analysiert und schließlich die Rolle der Linken in dieser Entwicklung diskutiert. Letzterer Teil verdient besondere Aufmerksamkeit. Hillebrand, Referatsleiter Internationale Politikanalyse der Friedrich‑Ebert‑Stiftung, ist sich mit mehreren der Autor_innen einig, dass der Verweis auf sozioökonomische Probleme zu kurz greife und beispielsweise die Erfolge der SVP in der Schweiz oder der Lega Nord in Italien nicht erklären könne. Vielmehr sei es unter anderem auch ein Versäumnis der politischen Linken, nicht mehr ausreichend ihre traditionellen Wähler in unterprivilegierten Schichten zu erreichen. Rechtspopulismus wird von einigen als Hilferuf von Bevölkerungsgruppen interpretiert, die ihre Lebensverhältnisse bedroht sähen. „Die permanente Delegitimierung von Sorgen, Emotionen und Wahrnehmungen gerade der kleinen Leute hat eine Art ‚habituelle Entfremdung‘ zwischen ihnen und der Sozialdemokratie geschaffen“ (177), kritisiert Hillebrand. Als Lösungsansatz empfiehlt er eine Politik der Anerkennung nach Axel Honneth. Die Beiträge sind jeweils zwar nur wenige Seiten lang, gleichwohl komprimiert und kenntnisreich verfasst. Sie bieten einen sehr guten aktuellen Überblick. Wenngleich in Deutschland noch immer keine genuin rechtspopulistische Partei existiert, ist es schade, dass der Band keinen Beitrag zur Situation in Deutschland enthält.
{DB}
Rubrizierung: 2.612.42.52.232.22 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Ernst Hillebrand (Hrsg.): Rechtspopulismus in Europa. Bonn: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38583-rechtspopulismus-in-europa_47280, veröffentlicht am 20.08.2015. Buch-Nr.: 47280 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken