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Kari Palonen / Hubertus Buchstein / Tuija Pulkkinen / Moya Lloyd / Laura Werner / Kia Lindroos / Kari Saastamoinen

Redescriptions 15. Yearbook of Political Thought, Conceptual History and Feminist Theory

Zürich/Berlin: Lit 2011; 245 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 978-3-643-99890-3
Das aktuelle Jahrbuch für Politisches Denken, Begriffgeschichte und Feministische Theorie – vormals finnisches Jahrbuch für Politisches Denken – ist in der Hauptsache dem Begriff der Demokratie gewidmet. Unter den Beiträgen fällt insbesondere der von Frank Ankersmit wegen seines kämpferischen Titels „What if Our Representative Democracies Are Elective Aristocracies?“ ins Auge. Zunächst stellt Ankersmit fest, dass die sogenannten repräsentativen Demokratien westlicher Regierungssysteme wissenschaftlich zutreffender als Wahlaristokratien zu bezeichnen wären. Hier stellt er zum einen auf Robert Dahls Arbeiten zum Begriff der Polyarchie ab. Zum anderen argumentiert Ankersmit, dass im Moment der Wahl die Stimme im Wortsinn abgegeben wird und zwar an eine politische Elite, die im politischen Prozess höchstens lose an den Volkswillen gebunden ist. Als Lösungsvorschlag zur Stärkung des Repräsentationsgedankens erinnert Ankersmit an die späte Verfassungslehre des Abbé Sieyès. Sieyès schlägt vor, die Legislative in zwei Kammern zu unterteilen: Das Tribunat als strikt repräsentative Kammer mit imperativem Mandat und die Legislature als Organ, das ohne eigenes Initiativrecht über die Gesetzgebungsvorschläge des Tribunats befindet. Aus deutscher Perspektive erscheint der Aufsatz von Martti Koskenniemi über das Völkerrecht als deutsche Disziplin bemerkenswert. Koskenniemi meint, dass das gegenwärtige Völkerrecht ohne den Beitrag der deutschsprachigen Völkerrechtslehre eine andere Gestalt hätte. Zum einen gebe das Völkerrecht Antworten auf eine ganze Reihe spezifisch deutscher historischer Fragen und Probleme, man denke etwa an die Herausbildung des westfälischen Systems. Zum anderen habe eine Vielzahl deutschsprachiger Autoren – von Conring und Pufendorf über Bluntschli und Jellinek bis zu Schücking, Kelsen und Morgenthau – wegweisend gewirkt. Anthoula Malkopoulou gibt einen Überblick zur internationalen Debatte über die Vor- und Nachteile der Wahlpflicht. Malkopoulou zeigt, dass Contra und Pro in dieser Debatte zwei verschiedenen Demokratiekonzepten zuzuordnen sind: einerseits einem Verständnis von Demokratie als Ausdruck negativer Freiheit, andererseits der Vorstellung, dass die Verwirklichung politischer Gleichheit das Zentrum der demokratischen Idee bildet. Das Jahrbuch wird von einem Rezensionsteil zu Neuerscheinungen auf dem Gebiet der politischen Begriffs- und Ideengeschichte beschlossen.
Sebastian Lasch (LA)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.1 | 5.42 | 5.44 | 5.46 | 4.1 | 4.42 | 2.22 | 2.61 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Sebastian Lasch, Rezension zu: Kari Palonen / Hubertus Buchstein / Tuija Pulkkinen / Moya Lloyd / Laura Werner / Kia Lindroos / Kari Saastamoinen: Redescriptions 15. Zürich/Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34737-redescriptions-15_41753, veröffentlicht am 22.03.2012. Buch-Nr.: 41753 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken