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Simeón Renoldner

Regimebildung in der Landminenfrage und der Einfluss von Nichtregierungsorganisationen. Eine Untersuchung des Ottawa-Prozesses unter besonderer Berücksichtigung der Rolle Österreichs und Frankreichs

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2007 (Politik und Demokratie 8); 160 S.; brosch., 34,- €; ISBN 978-3-631-55484-5
Diplomarbeit Wien; Gutachter: H. Kramer. – Noch in den Achtzigerjahren seien die Landminen in der Öffentlichkeit kaum thematisiert worden, schreibt Renoldner. Die Zweckmäßigkeit dieses Waffentyps sei nicht kritisch hinterfragt und der geringe tatsächliche Nutzen in vergangenen Konflikten ignoriert worden. Die Landminen seien nur als rein militärische Angelegenheit gesehen worden, obwohl gerade die Antipersonenminen gegen das Verhältnismäßigkeitsprinzip des Völkerrechts verstießen, so der Autor. Sie explodierten mit zeitlicher Verspätung und machten auch nach Beendigung eines Konflikts ganze Landstriche für Jahre und Jahrzehnte zur Gefahrenzone für unbeteiligte Zivilisten. Vor allem in den betroffenen Entwicklungsländern würden deshalb nach Kriegsende der wirtschaftliche Wiederaufbau und die Rückkehr der Flüchtlinge behindert. Mit Beginn der Neunzigerjahre aber hätten sich die Rahmenbedingungen für die Beurteilung der Landminen gewandelt, schreibt Renoldner. Der Kalte Krieg sei beendet worden, die Wirtschaft und Gesellschaft seien globalisiert und die internationale Politik multilateralisiert worden. Außerdem habe eine Informationsrevolution stattgefunden. Unter diesen geänderten Rahmenbedingungen habe die International Campaign to Ban Landmines (ICBL) mittels öffentlicher Aktionen und Aufklärung die Landminen von einer militärischen zu einer humanitären Angelegenheit machen können – maßgeblich unterstützt von Ländern wie Kanada und Österreich. Unter Einbeziehung staatlicher und nichtstaatlicher Akteure habe sich damit ein neues internationales Regime gebildet, verrechtlicht mit dem Abkommen, das 1997 in Ottawa von mehr als 100 Staaten beschlossen wurde. Es untersagt den Einsatz, die Produktion, die Lagerung und den Export von Antipersonenminen. Dies sei ein „präzedenzloser Erfolg der transnationalen Zivilgesellschaft“ (13) gewesen, auch gewürdigt durch die Verleihung des Friedensnobelpreises an die ICBL.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.41 | 4.3 | 2.61 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Simeón Renoldner: Regimebildung in der Landminenfrage und der Einfluss von Nichtregierungsorganisationen. Frankfurt a. M. u. a.: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21853-regimebildung-in-der-landminenfrage-und-der-einfluss-von-nichtregierungsorganisationen_32740, veröffentlicht am 27.03.2008. Buch-Nr.: 32740 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken