Skip to main content
Martin Goeke

Regulierungen des Parteiwechsels in Afrika. Eine vergleichende Untersuchung zum Institutional Engineering

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Comparative Politics – Vergleichende Politikwissenschaft 5); 822 S.; 148,- €; ISBN 978-3-8487-2101-6
Diss. Duisburg‑Essen. – Das Institutional oder auch Political Engineering erlaubt die Analyse von gesellschaftlichen und politischen Prozessen, die beispielsweise in Form von Gesetzen oder Referenden das Design politischer Institutionen und damit ihre Arbeitsstile und ‑praktiken beeinflussen. Soweit die Theorie, die Martin Goeke in seiner Studie exemplarisch auf die Auswirkungen des Parteiwechsels von Abgeordneten auf die Entwicklung der „jungen Demokratien Subsahara‑Afrikas“ (26) zuspitzt. Goeke, zur Zeit unter anderem Lehrbeauftragter an der Universität Duisburg‑Essen, wählt ganz bewusst den Zugang über die Parteienforschung, wobei er auf einen äußerst umfangreichen Literaturapparat und eigene Erkenntnisse zurückgreifen kann, die er unter anderem in Botswana und Lesotho sammeln konnte. Ausgehend von Autoren wie etwa Samuel P. Huntington und dessen Ausführungen zu den Demokratisierungswellen hinterfragt Goeke die Konsequenzen für die Stabilität der mitunter hoch fragilen politischen Systeme in seinem Untersuchungssample, die sich aus den seiner Beobachtung nach gehäuften Parteiübertritten ergeben. Einige der untersuchten Staaten haben inzwischen entsprechende Passagen in ihre Verfassungen aufgenommen, wonach im Falle eines Parteiwechsels der Verlust des Mandats droht. Begründet wird dies mit der Notwendigkeit, den Parteienpluralismus gerade in den Staaten zu bändigen und zu strukturieren, die durch lange Phasen der Diktatur und/oder autoritäre Regime geprägt sind. Ein vergleichbares Argument hätte man auch im Falle der vormals kommunistischen Ostblockstaaten erwarten können. Die heutigen EU‑Mitgliedstaaten haben aber andere Wege des Institutional Engineering gefunden. Von daher wäre zu überlegen, ob die von Goeke herausgearbeiteten Mechanismen auf kulturellen Traditionsmustern basieren, die kaum zufällig von der Demokratieforschung wieder verstärkt in den Blick genommen werden. Das aber würde weitere Forschungen erfordern, die Goeke in dieser Form nicht liefern kann. Allerdings sollte es zu denken geben, dass eine Qualifikationsschrift, so detailreich und inhaltlich fundiert sie auch sein mag, so gewichtig daher kommt.
{MAS}
Rubrizierung: 2.672.222.21 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Martin Goeke: Regulierungen des Parteiwechsels in Afrika. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38983-regulierungen-des-parteiwechsels-in-afrika_47494, veröffentlicht am 15.10.2015. Buch-Nr.: 47494 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken