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Werner Seppmann

Risiko-Kapitalismus. Krisenprozesse, Widerspruchserfahrungen und Widerstandsperspektiven

Köln: PapyRossa Verlag 2011 (Neue Kleine Bibliothek 160); 272 S.; 17,90 €; ISBN 978-3-89438-454-8
Trotz des mit der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise verbundenen Vertrauensverlusts gegenüber dem kapitalistisch organisierten Wirtschaftssystem hat sich noch kein schlagkräftiges, politisches Projekt formiert, das in der Lage wäre, einen alternativen Zukunftsentwurf zu hegemonialisieren und den Status quo herauszufordern. Diese politische Situation bildet den Hintergrund der streng marxistischen Kapitalismuskritik Seppmanns. Das Buch enthält 14 Aufsätze, die sich mit den „sozialdestruktiven Konsequenzen“ des globalisierten Kapitalismus und mit möglichen Formen des Widerstandes gegen Prekarisierung und Massenarbeitslosigkeit auseinandersetzen, die spätestens mit der Weltwirtschaftskrise auch die Metropolgesellschaften Europas und Nordamerikas erreicht haben. Mit „der neoliberalistischen Umgestaltung der Sozialverhältnisse“ (9), so die Ausgangsthese des Vorstandsmitglieds der Marx-Engels-Stiftung, sei der Kapitalismus von einem „Prosperitätskapitalismus“ (81) in ein „risikokapitalistisches Entwicklungsstadium“ (9) übergegangen. Diese Form des Kapitalismus lasse kaum „Spielräume für einen neuen ‚Klassenkompromiss‘“ und führe „den normativen Selbstanspruch einer kapitalistischen ‚Moderne‘, menschenwürdige und ‚gerechte‘ Lebensverhältnisse für alle zu schaffen“ (14), ad absurdum. Besonders spannend ist die Analyse der überwiegend „resignativen Form der Krisenbewältigung“ (132) seitens des schnell wachsenden Prekariats, das sich größtenteils mit der Verschlechterung der Lebensumstände arrangiere und, anstatt sich zu politisieren, den sozialen Abstieg individualisiere. Kein Zweifel, seit der Weltwirtschaftskrise hat die Klassenfrage wieder Konjunktur und Seppmanns Analysen machen auf die Sozialpathologien aufmerksam, die durch kapitalistische Systemzwänge verursacht werden. Sein orthodox-marxistischer Ökonomismus blockiert ihn jedoch darin, ein politisches Projekt zu denken, das heterogene Elemente zu einem „neuen historischen Block“ (179) artikulieren und somit wirksam gegen unterschiedliche Formen der Diskriminierung opponieren könnte. Seine Widerstandsperspektive bleibt damit hinter post-marxistischen Ideen zurück.
Marius Hildebrand (HIL)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.42 | 5.45 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Marius Hildebrand, Rezension zu: Werner Seppmann: Risiko-Kapitalismus. Köln: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33652-risiko-kapitalismus_40305, veröffentlicht am 12.08.2011. Buch-Nr.: 40305 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken