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Edwin Karl Franz Behrens

Rolle, Einfluss- und Durchsetzungschancen von Behindertenbeiräten, Behindertenbeauftragten oder Koordinatoren in Kommunen – Eine soziologische Studie der Interessenvertretungen von Menschen mit Behinderungen

Remscheid: Gardez! Verlag 2013; 393 S.; brosch., 39,90 €; ISBN 978-3-89796-245-3
Soziolog. Diss. Wuppertal; Begutachtung: H. Grymer, P. Imbusch. – Bei der Wahrnehmung von Krankheit und Behinderung existieren zwei gegenteilige Ansätze: Lange Zeit dominierte der medizinische Ansatz, der die individuellen Krankheitssymptome hervorhebt und der Prämisse folgt, dass der behinderte Mensch verändert werden muss. Daneben gewinnt die sozialwissenschaftliche Perspektive der Disability Studies an Kontur. Aus dieser Perspektive wird Behinderung vornehmlich unter dem Aspekt der gesellschaftlichen Benachteiligung und Ungleichheit betrachtet. Folglich müssen die Umweltbedingungen verändert und die von Menschen geschaffenen Diskriminierungen abgebaut werden. Doch der „politische Paradigmenwechsel von der Fürsorge zur gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Behinderungen fand bisher nur ansatzweise statt“ (1) schreibt der Autor. Er bemängelt, dass die vielen gesetzlichen Vorgaben zum Abbau von Diskriminierungen insbesondere auf der kommunalen Ebene unterschiedlich und vor allem unzureichend umgesetzt werden. Selbsthilfegruppen und Verbände der Behindertenhilfe sind aber auf die Unterstützung von Beiräten, Behindertenbeauftragten oder vergleichbaren Koordinatoren angewiesen. Diese Akteure der Interessenwahrnehmung stehen im Mittelpunkt der Studie. Am Beispiel von vier bergischen Städten in Nordrhein‑Westfalen (Wuppertal, Solingen, Remscheid und Wermelskirchen) untersucht der Autor deren Rolle, Aufgaben, persönliche Voraussetzungen und Durchsetzungschancen in der als kommunale Querschnittsaufgabe betrachteten Behindertenarbeit. Gefragt wird nach dem Renommee, der Motivation und den Handlungskompetenzen der Interessenvertretungen sowie nach der Gewichtung ihres Engagements zwischen individueller Fürsorge und gesellschaftlicher Teilhabe. Außerdem untersucht der Autor die Beziehungsstrukturen und Spannungen zwischen den Menschen mit Behinderungen und der kommunalen Verwaltung und Politik. Behrens kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass Anregungen und Empfehlungen der Interessenvertreter vielfach nur halbherzig umgesetzt werden und die „Einfluss‑ und Durchsetzungschancen der Beiräte derzeit nicht ausreichend sind, um gravierende Verbesserungen der Lebensbedingungen für die Menschen mit Behinderungen zu erreichen“ (303). Doch nicht nur die Kompetenzen der Beiräte seien zu stärken, fordert der Autor, sondern ebenso müsse das Berufsbild der Beauftragten aufgewertet werden. Außerdem sollten Städte und Landkreise gesetzlich verpflichtet werden, Stellen für Behindertenbeauftragte oder Koordinatoren einzurichten.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.325 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Edwin Karl Franz Behrens: Rolle, Einfluss- und Durchsetzungschancen von Behindertenbeiräten, Behindertenbeauftragten oder Koordinatoren in Kommunen – Eine soziologische Studie der Interessenvertretungen von Menschen mit Behinderungen Remscheid: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36458-rolle-einfluss--und-durchsetzungschancen-von-behindertenbeiraeten-behindertenbeauftragten-oder-koordinatoren-in-kommunen--eine-soziologische-studie-der-interessenvertretungen-von-menschen-mit-behinderungen_44557, veröffentlicht am 28.11.2013. Buch-Nr.: 44557 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken