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Stephanie Schwab Cammarano

Rollen in der Politikvermittlung. Die Interaktion zwischen Politik und Journalismus in der Schweiz

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Politische Kommunikation und demokratische Öffentlichkeit 7); 226 S.; 39,- €; ISBN 978-3-8487-0430-9
Diss. Zürich.; Begutachtung: D. Kübler, P. Donges. – Die Autorin widmet sich der übergeordneten Fragestellung, wie sich die Interaktionen zwischen Parlamentsmitgliedern und Medienschaffenden in der Schweiz beschreiben und erklären lassen. Sie möchte damit die Vorgänge im Hinblick auf die Politikvermittlung, die hinter den Kulissen stattfindet, politikfeldübergreifend beleuchten. Dies erfolgt über Befragungen von 76 Parlamentsmitglieder und 161 Medienschaffende. Schwab Cammarano entwickelt ihre quantitative Analyse dabei vor dem Hintergrund eines Interaktionsbegriffs, der auf die Strukturationstheorie und die Rollentheorien zurückgreift. Zu den empirischen Resultaten gehört zum Beispiel, dass ein Drittel der Parlamentsmitglieder sowie die Hälfte der Medienschaffenden mehrmals im Monat Kontakt mit dem beruflichen Gegenpart haben. Es komme dabei selten vor, dass Journalisten Politiker beraten, die Initiative für persönliche Kontakte gehe mehrheitlich von den Medienschaffenden aus. Parlamentsmitglieder seien also mehrheitlich Informationssender, die Journalisten hingegen Informationsempfänger. Auch haben die einzelnen Medienschaffenden deutlich mehr Kontakte zu den Politikern als umgekehrt. Zudem pflege die Parlamentselite sowohl mehr Kontakte als auch mehr Freundschaften zu den Medienschaffenden als es die übrigen Parlamentarier tun. Interessanterweise konnte die Autorin ferner für beide Akteursgruppen Interaktionsmuster identifizieren, die sich unabhängig von strukturellen Rollenmustern oder individuellen Rolleninterpretationen ergeben. Sie unterscheidet zwischen vier Clustern: Antagonisten, Formell‑Distanzierte, Kontaktintensive und Kollegiale. Allerdings zeigen sich dann doch Überschneidungen derart, dass Parlamentarier mit häufigen Kontakten zugleich ein harmonisch‑freundschaftliches Verhältnis pflegen, während die Journalisten des kontaktintensiven Typs ein konfliktiv‑distanziertes Verhältnis offenbaren. Mit diesen Resultaten sieht die Autorin die Hypothese bestätigt, dass die berufsbezogenen Rollenstrukturen für die größte Varianz im Rollenhandeln der Befragten sorgen. Zentrale berufsbezogene Rollenmerkmale wie die organisationale Zugehörigkeit und das Rollenverständnis seien somit als „eindeutig handlungsleitend identifiziert“ (186) worden. Zuletzt stellt die Autorin die Vermutung an, dass die Interaktionsmuster die Berichterstattung beeinflussen könnten. Dies sei jedoch in weiteren Studien empirisch zu überprüfen.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.5 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Stephanie Schwab Cammarano: Rollen in der Politikvermittlung. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36378-rollen-in-der-politikvermittlung_44318, veröffentlicht am 07.11.2013. Buch-Nr.: 44318 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken