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Jens Mecklenburg / Wolfgang Wippermann (Hrsg.)

"Roter Holocaust?" Kritik des Schwarzbuchs des Kommunismus

Hamburg: Konkret Literatur Verlag 1998; 294 S.; brosch., 39,- DM; ISBN 3-89458-169-7
Die Herausgeber versuchen mit der Aufsatzsammlung eine umfassende Kritik des 1998 erschienenen "Schwarzbuches des Kommunismus" (siehe ZPol 4/98: 1.487 f.). In vier Abteilungen behandeln die Beiträge: erstens das öffentliche Echo, welches die "Schwarzbuch"-Publikation in Frankreich bzw. in Deutschland hervorgerufen hat sowie die dadurch ausgelösten Debatten; zweitens die wissenschaftliche Fundierung der "Schwarzbuch"-Beiträge und deren Verhältnis zum Forschungsstand und zur Methodendiskussion innerhalb der Geschichtswissenschaft; drittens einzelne "Schwarzbuch"-Beiträge im Hinblick auf deren Forschungsertrag bzw. das ihnen zugrundeliegende Erkenntnisinteresse und viertens den politischen Kern der in Deutschland durch die "Schwarzbuch"-Veröffentlichung ausgelösten Kontroverse über die Vergleichbarkeit der kommunistischen bzw. stalinistischen mit den nationalsozialistischen Verbrechen. Auf diesen abschließenden Teil ist auch die Einleitung der Herausgeber gefluchtet. Sie gehen von der These aus, daß die deutsche Debatte (deren Unterschiede zu der in der französischen Öffentlichkeit in einem eigenen Beitrag herausgearbeitet werden) im wesentlichen an die "Revisionismus"-Kontroverse und den "Historikerstreit" Mitte der 1980er Jahre anschließe und die geschichtswissenschaftlich großenteils nicht neuen Ergebnisse der Kommunismus-Studie im Sinne eines relativierenden Vergleichs instrumentalisiere. In diesem Zusammenhang wird auch der Begriff "Totalitarismus" in mehreren Beiträgen einer eingehenden Kritik unterzogen. Inhalt: A. Autoren, Inhalt, Reaktionen: Bernhard Schmid / Wolfgang Wippermann: Das "Schwarzbuch" und seine Autoren (11-24); Bernhard Schmid: Französische Reaktionen (25-39); Andreas Dietl / Stefan Vogt: Deutsche Reaktionen (40-50). B. Methodische Kritik: Daniel Bensaid: Verbrecherische Revolution - verbrecherische Idee? (51-72); Wolfgang Wippermann: Totalitarismus als "Analyserahmen"? (73-89); Mario Keßler: Einheit des Kommunismus? (90-105); Wolfgang Wippermann: "Rassen-Genozid" gleich "Klassen-Genozid"? (106-117); Brigitta Huhnke: Die Singularität des Holocaust (118-141). C. Einzelkritik: Ulrich Herbeck: Antisemitismus seit Beginn der Sowjetunion? (142-157); Mark B. Tauger: War die Hungersnot in der Ukraine intendiert? (158-167); Jens Mecklenburg: Antifaschismus - eine kommunistische Rechtfertigungsideologie? (168-178); Roland Lew: Hat sich der chinesische Kommunismus nicht gewandelt? (179-192); Maurice Lemoine: Kommunistische "Heimsuchungen" in Lateinamerika? (193-202); Jens Mecklenburg / Wolfgang Wippermann: Wie verbrecherisch und "totalitär" war die DDR? (203-213). D. Politische Kritik: Gilles Perrault: Die "Schwarzbuch"-Debatte entzweit Frankreich (214-220); Roger Martelli: Gedanken über ein heißes Eisen (221-231); Rudolf Walther: "Schwarzbuch" - die Legende von der linken Lebenslüge (232-238); Wolfgang Wippermann: Der nekrophile Antikommunismus der "aufgeklärten Linken" (239-250); Matthias Küntzel: "Auschwitz vom Sockel stoßen". Zur Entlastungsfunktion des "Schwarzbuches" im neuen deutschen Diskurs (251-263); Hermann L. Gremliza: Wollt ihr den Totalitarismus? (264-277).
Michael Hein (HN)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Arbeitsstelle für graphische Literatur, Universität Hamburg, freier Lektor, Übersetzer, Publizist.
Rubrizierung: 2.25 | 2.23 | 2.62 | 5.43 Empfohlene Zitierweise: Michael Hein, Rezension zu: Jens Mecklenburg / Wolfgang Wippermann (Hrsg.): "Roter Holocaust?" Hamburg: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/6533-roter-holocaust_8854, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 8854 Rezension drucken