Die vier Autoren aus Russland, Österreich und Deutschland skizzieren die Außenpolitik unter Putin im Kontext von Russlands Machtressourcen und Handlungsoptionen. Die Handlungsfelder und Instrumente dieser Außenpolitik werden vor allem in Verbindung mit Putins Westorientierung analysiert. Mangott untersucht in neorealistischer Tradition die politischen, ökonomischen, demografischen und militärischen Fähigkeiten der russischen Außenpolitik, um dann am Fall russischer Integrationspolitik im postsowjetischen Raum die noch verbleibenden Bindungskräfte zu testen. Diese regionalen Hegemoniebestrebungen kontrastiert der Autor mit dem anti-hegemonialen Impuls auf globaler Ebene, die Russland als multipolar ausgerichtet wissen will und auf der es in einer „nüchternen Modernisierungs- und Sicherheitspartnerschaft“ (103) mit der OECD-Welt und vor allem der EU und den USA gleichberechtigt verbunden sein möchte. Diese Grundcharakteristika russischer Außenpolitik greift Trenin auf und analysiert sie vor dem Hintergrund der innenpolitischen Sozialisation Putins, die von Fragen territorialer Integrität und wirtschaftlicher Modernisierung bestimmt war. Die Leistungsfähigkeit der russischen Außenpolitik wird anhand des Antiterrorkampfs und der Energiediplomatie erörtert. Senn entwickelt eine neorealistische Analyse des Mächtegleichgewichts zwischen Russland und den USA im Bereich der strategischen Rüstungskontrolle. Russlands Beziehungen zur EU stehen im Mittelpunkt des Kapitels von Timmermann, der die historisch gewachsene Verregelung dieser asymmetrischen Partnerschaft im Spannungsfeld von ausdifferenzierten Vertragsstrukturen und einer kontroversen Wertediskussion um Menschenrechte und Demokratie nachzeichnet. Abschließend werden die jüngsten Entwicklungen im Beziehungsdreieck EU-Russland-Ukraine beleuchtet. Das Buch bietet eine ausführliche und analytisch anspruchsvolle Diskussion zentraler Fragen gegenwärtiger russischer Außenpolitik.