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Klaus Ahlheim

Sarrazin und der Extremismus der Mitte. Empirische Analysen und pädagogische Reflexionen

Hannover: Offizin 2011 (Kritische Beiträge zur Bildungswissenschaft 5); 155 S.; 13,80 €; ISBN 978-3-930345-93-9
Nach einer Fülle kritischer Bücher legt nun auch der Erziehungswissenschaftler Klaus Ahlheim einen Beitrag zur Debatte um Thilo Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“ (Buch-Nr. 39460) vor. Er zieht für seine Argumentation Daten seiner früheren Studie über Patriotismus (Buch-Nr. 34438) heran und stellt einen Zusammenhang zwischen Nationalstolz und „Fremdenfeindlichkeit, […] Antisemitismus und Schlussstrichmentalität“ sowie der „Neigung zu demokratiefeindlichen Einstellungen“ (21) her. Fremdenfeindliche Überzeugungen seien demnach „ein Problem der gesellschaftlichen Mitte und ihrer Krisenangst“ (27) und werden auch von Mitgliedern der großen Volksparteien vertreten. Gesellschaftliche Konflikte werden zunehmend „ethnisiert“ (29), die Schuld für gesellschaftliche, wirtschaftliche und persönliche Krisen immer mehr beim Anderen gesucht – in diesem Fall besonders bei Muslimen und generell bei Migranten. Dem, so Ahlheim zum Schluss dieses ersten Kapitels, können auch wissenschaftlich fundierte Erwiderungen kaum etwas entgegensetzen. Der Rest des Buches umfasst Artikel und Vorträge, die bereits zwischen 1999 und 2006 in Fachzeitschriften veröffentlicht wurden und hier in einen thematischen Zusammenhang gebracht werden. Dabei werden Themen abgedeckt wie „Schlussstrich-Mentalität und Antisemitismus“ (70 ff.) oder die Prävention von Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus. In einem Vortrag von 2001 verortet Ahlheim jene Einstellungen fest in der „Mitte der Gesellschaft“ (92 ff.). Ein grundsätzliches Problem dieser Beiträge ist jedoch die mangelnde Aktualität – die Datensätze sind teilweise über zehn Jahre alt und für eine aktuelle Beschäftigung mit dem Thema nicht ausreichend. Dennoch bestätigen etwa Daten von 1996 Ahlheims Aussage im ersten Kapitel, dass die Erkenntnis, dass sich „rechtsextreme Einstellungen nicht nur am politischen Rand, sondern in der Mitte der Gesellschaft“ (23) wiederfinden lassen („Der Spiegel“, 13.10.2010), absolut nicht neu ist – womöglich wollte es nur niemand wahrhaben.
Marcel Lewicki (LEW)
Student der Politikwissenschaft, Ludwig-Maximilians-Universität München.
Rubrizierung: 2.35 | 2.37 Empfohlene Zitierweise: Marcel Lewicki, Rezension zu: Klaus Ahlheim: Sarrazin und der Extremismus der Mitte. Hannover: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34762-sarrazin-und-der-extremismus-der-mitte_41786, veröffentlicht am 23.02.2012. Buch-Nr.: 41786 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken