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Martin Fritz

Schauplatz Nordkorea. Pulverfass im Fernen Osten

Freiburg i. Br./Basel/Wien: Herder 2004 (Herder Spektrum 5464); 159 S.; kart., 8,90 €; ISBN 3-451-05464-7
Der Autor ist Redakteur beim Norddeutschen Rundfunk und seit 2001 als ARD-Ostasienkorrespondent unter anderem auch für die Berichterstattung über Nordkorea zuständig. Er schildert auf spannende Art und Weise die Grundlagen der Herrschaft in Nordkorea, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des nahezu völlig isolierten Landes und seine ständigen Konflikte mit den Nachbarn sowie mit den USA. Die Grundlage des nordkoreanischen Staates sei der „Kimilsungismus", eine Art „Neo-Konfuzianismus in einer kommunistischen Flasche" mit Anklängen an das „mittelalterliche Christentum" (32). Die Nordkoreaner seien wie Sektenanhänger völlig auf sich selbst konzentriert. „Die Heilige Dreifaltigkeit in Nordkorea besteht aus Kim, dem Vater, Jong-il, dem Sohn, und Juche, dem Heiligen Geist" (32). Die Nuklearpolitik sei unter anderem auch ein Mittel, um nach dem Untergang der einstigen Schutzmacht Sowjetunion Zugeständnisse von den Amerikanern zu erpressen. Gleichzeitig müsse das nordkoreanische Streben nach Atomwaffen aber auch vor dem Hintergrund einer Angst vor amerikanischen Angriffen gesehen werden, die historisch nicht unbegründet sei, so der Autor. Fritz zeichnet die Erpressungsversuche Nordkoreas mit seinen Nuklearwaffen beziehungsweise seinen Atomreaktoren ausführlich nach. Ebenso intensiv schildert er den Aufstieg Kim Jong-ils und die Grundzüge seines politischen Denkens. Die unverzichtbare Stütze seiner Herrschaft seien die Streitkräfte. Trotz der allgemeinen Wirtschaftskrise, die zu mehreren Hungersnöten geführt habe, werde das Militär nach wie vor bevorzugt versorgt. Eine Lösung des Konflikts mit Nordkorea kann Fritz sich nur dann vorstellen, wenn die USA auf das Land zugehen. Nordkorea habe durch seine Nuklearwaffen zurzeit mehr Optionen. Eine vertragliche Beschränkung und Einbindung Nordkoreas könne dazu führen, dass das Land sich wirtschaftlich öffne und als Folge davon auch ein politischer Wandlungsprozess einsetze. Dazu brauche es aber einen langen Atem.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.68 | 2.25 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Martin Fritz: Schauplatz Nordkorea. Freiburg i. Br./Basel/Wien: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/20793-schauplatz-nordkorea_24245, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 24245 Rezension drucken