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Roland Adrowitzer / Ernst Gelegs

Schöne Grüße aus dem Orbán-Land. Die rechte Revolution in Ungarn

Wien/Graz/Klagenfurt: Styria Premium 2013; 205 S.; 24,99 €; ISBN 978-3-222-13414-2
Ungarn, lange Zeit Musterknabe unter den EU‑Beitrittsländern Ostmitteleuropas, ist in Verruf geraten. Bereits die Wirtschaftskrise 2006/2007 traf das Land härter als seine Nachbarn. 2010 kam Viktor Orbán ins Ministerpräsidentenamt und setzte zusammen mit seiner Partei, dem Bund junger Demokraten (FIDESZ), einen allumfassenden Staatsumbau in Gang. Ungarn hat heute eine neue Verfassung, eine Vielzahl an sogenannten Zweidrittelgesetzen, die auch durch einfache parlamentarische Mehrheit nicht geändert werden können, und sogar einen neuen Staatsnamen („Ungarn“ statt „Ungarische Republik“). Die Autoren zeichnen diese Entwicklung mit journalistischem, nicht wissenschaftlichem Anspruch nach. Dennoch stellt das Buch auch für politikwissenschaftlich Interessierte eine aufschlussreiche Lektüre dar: Die Autoren beleuchten nicht nur – wie leider allzu oft die westliche Presseberichterstattung über das Land – die Oberfläche, sondern zeigen auch die Hintergründe auf. Bereits der Titel lässt eine gehörige Skepsis an der neuen politischen Ordnung in Ungarn erkennen, jedoch setzt die Erzählung dankenswerterweise bereits 2002 ein. Dies ist zum Verständnis der heutigen Lage des Landes entscheidend, denn die Krise Ungarns resultiert nicht nur aus der Entwicklung der Orbán‑Regierung in eine anti‑westliche und anti‑liberale Richtung, sondern auch aus einer Krise des Regierungssystems insgesamt. Diese lässt sich allein aus dem Zusammenbruch des linken politischen Lagers in Folge der sozialistischen Regierungsleistung vor 2010 erklären. Nur aus diesem bis heute andauernden Zusammenbruch ist auch die Wiederwahl Orbáns mit erneuter parlamentarischer Zweidrittelmehrheit 2014 zu erklären. Zwar stellen die Autoren einige Details wiederholt dar, das macht aber die jeweiligen Kapitel zu den einzelnen Politikfeldern für sich allein gut lesbar. Nicht zuletzt dank der gut ausgewählten zahlreichen Abbildungen bietet die Lektüre dieses interessanten Buches einen Crash‑Kurs über die ungarische Politik seit der Jahrtausendwende.
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Rubrizierung: 2.61 | 2.21 | 2.22 | 2.24 Empfohlene Zitierweise: Sebastian Galka, Rezension zu: Roland Adrowitzer / Ernst Gelegs: Schöne Grüße aus dem Orbán-Land. Wien/Graz/Klagenfurt: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37986-schoene-gruesse-aus-dem-orbn-land_44714, veröffentlicht am 22.01.2015. Buch-Nr.: 44714 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken