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Ursula Caberta

Schwarzbuch Feminismus. Vom Mythos der erreichten Gleichberechtigung

Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2012; 174 S.; brosch., 17,99 €; ISBN 978-3-579-06661-5
Gleichgültigkeit statt Gleichstellung, so fasst Ursula Caberta in ihrem Schwarzbuch Feminismus die aktuelle Situation der Frauen (und Männer) in der Bundesrepublik kritisch zusammen. Nach einer kurzen Hinführung von den Wurzeln der Frauenbewegung zur institutionalisierten Frauenpolitik betrachtet Caberta die ungleichen Rahmenbedingungen für Frauen in allen gesellschaftlichen und politischen Bereichen (von ungleichem Lohn für gleichwertige Arbeit über mangelnde Aufstiegsmöglichkeiten in Spitzenpositionen bis hin zur Prostitution). Dabei richtet sich ihre Kritik dezidiert an die Vertreter und Vertreterinnen der Frauenbewegung, die sich allzu sehr damit begnügten, „in der Mitte der Gesellschaft“ (8) angekommen zu sein. Caberta rechnet dabei besonders mit Alice Schwarzer, einst „personifizierter Feminismus“ (65), ab, die sie als „ganz gewöhnliche karriereorientierte Frau“ bezeichnet, „die ohne Rücksicht auf andere (weibliche) Belange ihren Weg geht“ (65). Auch u. a. Eva Herman, Heidi Klum und Michel Friedmann bekommen ihren Platz im Negativranking des frauenverachtenden Verhaltens. So drastisch‑polemisch ein Schwarzbuch (analog zu anderen Gesellschaftsthemen wie Umweltschutz, Datenschutz etc.) in der Anprangerung von Missständen aus sein muss, so bedauerlich ist die teilweise allzu persönliche Abrechnung der Autorin mit einzelnen Personen (etwa Ursula von der Leyen, die sie als „Bundesursula“ in die Nähe christlicher Fundamentalisten rückt, 138). Auch die bisweilen konstruierte Grabenbildung zwischen den Geschlechtern (nicht alle Männer betrachten oder behandeln Frauen als Sexobjekte oder versuchen, sie am eigenen Erfolg zu hindern), entspricht nicht dem von ihr geforderten Umdenken. Ideologisch ohnehin verkrampfte Diskussionen, wie sie in Deutschland seit einigen Jahren um Themen wie die Quote oder bessere Optionen zur Vereinbarkeit von Familien‑ und Arbeitsleben schwelen, brauchen kein weiteres Öl aufs Feuer. Dem Schwarzbuch hätten Vorschläge über sachliche Auswege aus der – völlig richtig – konstatierten Rückschrittlichkeit in der Gender‑Debatte am Ende sicher gut getan.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
Rubrizierung: 2.36 | 2.35 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Ursula Caberta: Schwarzbuch Feminismus. Gütersloh: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35534-schwarzbuch-feminismus_42864, veröffentlicht am 19.06.2013. Buch-Nr.: 42864 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken