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Howard Zinn

Schweigen heißt Lügen. Autobiografie. Aus dem Englischen übersetzt von Jürgen Schneider

Hamburg: Edition Nautilus 2010; 288 S.; brosch., 22,- €; ISBN 978-3-89401-604-3
Die vor acht Jahren auf Englisch erschienene Autobiografie des bekannten amerikanischen Historikers und politischen Aktivisten liegt nun kurz nach seinem Tode im Januar 2010 auch in deutscher Sprache vor. Neben dem Berufsweg des Autors steht vor allem dessen Engagement und Lehrtätigkeit zur Zeit des Vietnamkriegs im Zentrum der Schilderungen. Als prägende und bestimmende Erfahrungen für den Lebensweg Zinns lassen sich zwei Einflüsse identifizieren. Zum einen handelt es sich um das Klassenbewusstsein des Autors, der u. a. auf der Werft arbeitete und sein Studium an der New Yorker Columbia Universität mit dem nächtlichen Beladen von LKWs finanzierte. Zum anderen ist für ihn jedoch auch seine Erfahrung als Bombenschütze im Zweiten Weltkrieg wegbestimmend geworden. Auf sie beruft sich Zinn immer wieder, wenn er seine Eindrücke von einem Besuch in Hiroshima schildert oder einleitend schreibt, dass „selbst ein ‚guter Krieg‘, mag ihm auch kurzfristig Ventilfunktion zukommen, fundamentale Probleme nicht lösen kann“ (8). Der Krieg, so führt er an selber Stelle aus, sei heute zu einer Sucht geworden. Seine Weigerung, Kriege zu rechtfertigen, liege im schlichten Faktum begründet, dass immer auch Unschuldige stürben und eben nicht für Demokratie und Freiheit gekämpft werde, sondern für handfeste politische und wirtschaftliche Interessen. Zinn benennt ein Expansionsstreben der USA „mittels Täuschung und Gewalt“ (143), das aus ihrer Entstehungsgeschichte resultiere und sich bis in die Gegenwart fortsetze. 1953 hätten die USA die Souveränität des Iran nicht respektiert, als der CIA aus Ölinteressen heraus einen Staatsstreich organisiert habe. Zudem hätten die USA brutale Tyrannen toleriert: Battista auf Kuba, Somoza in Nicaragua, Duvalier auf Haiti und andere mehr. 1956 nahm Zinn eine Professur am Spelman College für afroamerikanische Frauen in Atlanta an; seine Schilderungen der damaligen Atmosphäre und der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, die er als eine der zentralen Triebkräfte der Anti-Vietnam-Bewegung identifiziert, sind besonders gelungen.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.1 | 2.64 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Howard Zinn: Schweigen heißt Lügen. Hamburg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21618-schweigen-heisst-luegen_38143, veröffentlicht am 04.05.2010. Buch-Nr.: 38143 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken