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Kurt R. Spillmann / Andreas Wenger / Christoph Breitenmoser / Marcel Gerber

Schweizer Sicherheitspolitik seit 1945. Zwischen Autonomie und Kooperation

Zürich: Neue Zürcher Zeitung 2001; 295 S.; geb., 22,50 €; ISBN 3-85823-909-7
Das Ende des Ost-West-Konfliktes hat auch für die Schweizer Sicherheitspolitik einen Paradigmenwechsel bedeutet. Nicht länger stehen die Prinzipien der Neutralität und der autonomen Landesverteidigung im Mittelpunkt sicherheitspolitischer Überlegungen, sondern das Interesse an Kooperation und Mitgestaltung zur Aufrechterhaltung von sicherheitspolitischer Stabilität in der Schweiz und in ihrem europäischen Umfeld. Dieser Wandel ist innerhalb der Schweiz sehr unterschiedlich rezipiert worden: Während die sicherheitspolitischen Eliten, vor allem der Bundesrat und das Parlament, immer wieder die Notwendigkeit einer engeren Sicherheitskooperation der Schweiz mit Europa betonen, sind weite Teile der politischen Öffentlichkeit nach wie vor dem Leitbild der Neutralität und Unabhängigkeit verpflichtet. In welchem Maße diese Frage polarisiert, hat die Volksabstimmung über den Schweizer VN-Beitritt nachdrücklich unterstrichen. Vor diesem Hintergrund verfolgt die Arbeit das Ziel, den Wandel in der Sicherheitspolitik von der Isolation zur zunehmenden Kooperation und von einer fast ausschließlich militärischen Verteidigungspolitik zu einer umfassenden Sicherheitspolitik zu analysieren sowie die historischen Wurzeln der aktuellen politischen Schwierigkeiten aufzuzeigen. Damit füllt der Band eine Lücke der Forschung, denn zum ersten Mal wird die schweizerische Sicherheitspolitik vom Zweiten Weltkrieg bis heute umfassend untersucht. Nicht immer erweisen sich dabei die theoretischen Annahmen der Autoren als schlüssig und überzeugend: So wird die Außenpolitik nur insoweit in die Analyse mit einbezogen, als sie eine Komponente der Sicherheitspolitik darstellt (21) - eine durchaus problematische Reduktion dieses Politikfeldes. Auch die These, dass "Sicherheitspolitik" als Konzept noch relativ jung sei (22), wird in dieser Schlichtheit nicht zu halten sein. Inhalt: 1. Aufbruch in den Sonderfall - Die Grundlegung der Sicherheitspolitik zwischen dem Ende des Zweiten Weltkrieges und den frühen sechziger Jahren; 2. Von der totalen Landesverteidigung zur sicherheitspolitischen Gesamtstrategie von 1973; 3. Eindimensionale Umsetzung der Doppelstrategie von 1973 bis zum Ende des Kalten Krieges; 4. Die Sicherheitspolitik der neunziger Jahre - Eine Strategie im Zeichen des Übergangs; 5. Sicherheitspolitische Neuorientierung: von der Autonomie zur Kooperation; 6. Schlusswort und Ausblick: Schweizer Sicherheitspolitik zwischen Autonomie und Kooperation.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 4.22 | 2.5 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Kurt R. Spillmann / Andreas Wenger / Christoph Breitenmoser / Marcel Gerber: Schweizer Sicherheitspolitik seit 1945. Zürich: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/16162-schweizer-sicherheitspolitik-seit-1945_18530, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 18530 Rezension drucken