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Stephanie Reckhaus

Sicherheitssektorreform und Gender in der Türkei. Perspektiven lokaler Frauenorganisationen

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Studien der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung 28); 117 S.; brosch., 28,- €; ISBN 978-3-8487-1639-5
Ethnologische Masterarbeit Mainz; Betreuung: C. Lentz, T. Bierschenk. – Das Konzept der Sicherheitssektorreform (SSR) hat sich seit den 1990er‑Jahren „zu einem etablierten Instrument internationaler Geber zur Förderung von Friedensprozessen in Post‑Konflikt‑Regionen und allgemein zur Verbesserung demokratischer Sicherheits‑Governance“ (5) entwickelt, heißt es im Vorwort dieser Studie. Der Sicherheitssektor eines Staates umfasst nicht nur klassische Sicherheitsinstitutionen wie nationale Streitkräfte, Polizei und Geheimdienste, sondern auch die zivilen Institutionen staatlicher und nichtstaatlicher Art, die bei sicherheitspolitischen Entscheidungen mitwirken. Die Sicherheitsbedürfnisse von Männern und Frauen unterscheiden sich, vielfach werden die spezifischen Anliegen von Frauen aber nicht ausreichend berücksichtigt, so der Eindruck von Stephanie Reckhaus. Daher bestehe die Notwendigkeit, Genderaspekte verstärkt in Sicherheitssektorreformen einzubeziehen. Lokalen Frauenorganisationen komme dabei eine wichtige Rolle zu, ihre Beteiligung an sicherheitspolitischen Entscheidungen könne diesen „zu weiterreichender Legitimation verhelfen“ (19). Seit 2004 werden in der Türkei Programme zur Sicherheitssektorreform durchgeführt, die die zivil‑militärischen Beziehungen neu gestalten und zivile Kontrollmöglichkeiten ausweiten sollen. Sie werden von der EU finanziert, die Umsetzung erfolgt durch die UN‑Entwicklungsabteilung United Nations Development Programme (UNDP) – unter Einbeziehung lokaler Frauenorganisationen. Deren Mitwirkung im Reformprozess der Türkei untersucht die Autorin mithilfe von Interviews, die bei einem Feldforschungsaufenthalt in der Türkei entstanden sind. Sie gelangt zu dem Ergebnis, dass das „reichhaltige Repertoire an Wissen und Erfahrung, das die türkische Frauenbewegung bereithält, im Reformprozess der Türkei als eine große Bereicherung begriffen werden“ (108) sollte. Allerdings habe die Mehrzahl der Gesprächspartnerinnen zwar die Meinung vertreten, dass die Kooperation mit internationalen Organisationen ein wichtiger Bestandteil des Reformprozesses sei, jedoch noch immer „erhebliche Mängel in der Planung und Durchführung internationaler Projekte bestehen“ (102). Die große Heterogenität der Perspektiven lokaler Frauenorganisationen sollte zukünftig stärker genutzt werden. Die Arbeit ist im Rahmen des Forschungsprojektes „Kulturelle Wirkungen globaler SSR‑Normentransfers“ der Hessischen Stiftung Friedens‑ und Konfliktforschung entstanden.
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Rubrizierung: 2.632.222.272.2634.34.44 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Stephanie Reckhaus: Sicherheitssektorreform und Gender in der Türkei. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38435-sicherheitssektorreform-und-gender-in-der-tuerkei_46351, veröffentlicht am 21.05.2015. Buch-Nr.: 46351 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken