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Alexander Bruce Burdumy

Sozialpolitik und Repression in der DDR. Ost-Berlin 1971-1989

Essen: Klartext 2013; 365 S.; 29,95 €; ISBN 978-3-8375-0908-3
Diss. Aston University Birmingham. – „In diesem Buch wird untersucht, konzentriert auf den Bezirk Groß‑Berlin, wie Sozialpolitik unter Erich Honecker eingesetzt wurde, um den politischen Status Quo aufrechtzuerhalten und die SED‑Diktatur zu stabilisieren. […] Die zentrale Frage ist, welchen Effekt die sozialpolitischen Maßnahmen auf die Stabilität der DDR hatten, welche Formen der Zustimmung sie unter der Bevölkerung hervorrufen konnten und in welcher Weise sie die Repression von oppositionellen Bewegungen in der DDR beeinflussten und veränderten.“ (9) Für seine Analyse konzentriert sich Alexander Burdumy nicht auf empirische Makrodaten, sondern er sichtet Akten von lokalen SED‑Funktionären, Eingaben von Berliner Bürgern und geheime Berichte des MfS (Bundesarchiv in Berlin‑Lichterfelde, Landesarchiv Berlin, Aktenbestände der Behörde für Stasiunterlagen), von denen einige erst seit kurzem zugänglich und teilweise noch nicht einmal im Findbuch gelistet sind. Diese wertet er qualitativ aus und ergänzt sie mit Erkenntnissen aus bisherigen wissenschaftlichen Publikationen und öffentlichen Medienmaterialien, die außerdem Auskunft über das alltägliche Leben geben können. Seiner Untersuchung legt Burdumy die Annahme der political economy zugrunde, wonach sich Politik und Wirtschaft gegenseitig beeinflussen. Mithilfe dieses Ansatzes und der umsichtigen Auswertung der Quellen gelingt es ihm, die Nuancen und Feinheiten innerhalb dieses Beziehungsgeflechts, das in der Honecker‑Ära deutlich stärker als zuvor gewoben wurde, herauszuarbeiten. Bis in die Mitte der 1970er‑Jahre zeigten die Anstrengungen demnach die von der SED‑Führung erhoffte Wirkung. Burdumy bescheinigt der Sozialpolitik damit kurzfristige Stabilisierungseffekte – sowohl in Ost‑Berlin als auch in der übrigen DDR. Diese Effekte der sozialpolitischen Maßnahmen wirkten bis etwa 1980 fort. Im weiteren Verlauf wurde es für die DDR allerdings immer schwieriger, die von den Bürgern erwarteten wohlfahrtstaatlichen Leistungen zu erbringen – selbst in der von Honecker bevorzugten Hauptstadt. In Kombination mit einer abnehmenden wirtschaftlichen Effizienz und einer durch den Staatsapparat nicht mehr vermittelbaren Ideologie schwand deshalb auch, so der Autor, die Akzeptanz der Ostberliner.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.314 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Alexander Bruce Burdumy: Sozialpolitik und Repression in der DDR. Essen: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36091-sozialpolitik-und-repression-in-der-ddr_44126, veröffentlicht am 22.08.2013. Buch-Nr.: 44126 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken