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Georg Pfleiderer / Alexander Heit (Hrsg.)

Sphärendynamik II. Religion in postsäkularen Gesellschaften

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Religion – Wirtschaft – Politik 3); 446 S.; brosch., 39,- €; ISBN 978-3-8329-6711-6
Dieser zweite Band schließt an die im ersten Teil (siehe Buch-Nr. 42197) skizzierten Forschungsthemen zum Verhältnis von Religion, Wirtschaft und Politik an. Die Themen, die im Rahmen eines groß angelegten schweizerischen Forschungsprojektes behandelt wurden, beziehen sich auf sechs Diskurse: (1) Krisen als Entdeckungsräume, (2) Menschenwürde als theologisch-politischer Indifferenzpunkt, (3) die Crux der religiösen Parteien, (4) Wandlungsprozesse im politischen Evangelikalismus, (5) Kapitalismus und Religion sowie (6) Repräsentationsprobleme von Religion. Der Band beginnt mit einer ausführlichen Einleitung, die sowohl knapp auf die theoretischen Hintergrundannahmen eingeht als auch die einzelnen Beiträge zusammenfasst sowie kritisch kommentiert. Der theoretische Zugriff auf die Themen basiert dabei auf einer soziologischen Sphärentheorie, nach der es zwar einerseits zu einer funktionalen Differenzierung in modernen Gesellschaften gekommen sei, diese jedoch andererseits nicht mit einer vollständigen Trennung zwischen den Sphären ablaufe, sondern vielfältige Interdependenzprozesse und Überlagerungen („Interferenzdynamik“ [9]) zwischen den Sphären bestehen. Für Politikwissenschaftler, die sich mit dem Verhältnis von Politik und Religion, der Parteienforschung oder der Wahlsoziologie beschäftigen, enthält der Band viele interessante Beiträge. Aus Platzgründen sei nur auf die für Parteienforscher relevanten Studien zu religiösen Parteien in der Schweiz, Japan und Deutschland eingegangen. Dorethée de Nève analysiert die fünf religiös-christlichen Parteien der Schweiz und kommt mit Blick auf das Verhältnis zwischen den Sphären Politik und Religion in einer Typologie zu dem Schluss, dass es unter diesen Parteien „Sphäreneroberer“, „Sphärenharmonisierer“, „Sphärenvermischer“ wie auch „Sphärentrenner“ (186 f.) gebe. Axel Klein untersucht die japanischen Parteien Kōmeitō und Kofuku Jitsugento. Letztere Partei, bei der es sich noch um eine Splitterpartei handele, habe sich eine Änderung der Verfassung vorgenommen, in deren Zuge die Verfassung eine religiöse Imprägnierung erhalten soll. Antonius Liedhegener nimmt sich der christlichen Parteien Deutschlands an. Dabei stellt er die Prognose auf, dass aufgrund des immer noch hohen Wähleranteils an religiösen Bürgern bei der CDU und CSU weiterhin eine Notwendigkeit für diese Parteien bestehe, das Christliche an ihrer Politik hervorzuheben, wenn sie Volksparteien bleiben wollten. Insgesamt handelt es sich um sehr interessante Beiträge, die wichtige Erkenntnisse für das äußerst vitale Forschungsgebiet „Politik und Religion“ bieten.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.23 | 2.22 | 2.331 | 2.332 | 2.68 | 2.5 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Georg Pfleiderer / Alexander Heit (Hrsg.): Sphärendynamik II. Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34823-sphaerendynamik-ii_41865, veröffentlicht am 31.05.2012. Buch-Nr.: 41865 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken