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Katja Werthmann / Gerald Schmitt (Hrsg.)

Staatliche Herrschaft und kommunale Selbstverwaltung: Dezentralisierung in Kamerun

Frankfurt a. M.: Brandes & Apsel 2008; 195 S.; pb., 19,90 €; ISBN 978-3-86099-348-4
Wie in anderen afrikanischen Staaten, ist Dezentralisierung auch in Kamerun Bestandteil des nationalen Programms zur Armutsreduzierung und zählt zu den wesentlichen Konditionen der Entwicklungszusammenarbeit. Daran geknüpft ist eine Reihe von Erwartungen und Hoffnungen wie politische Stabilität, Effizienzsteigerung in der Verwaltungsarbeit, die Stärkung von Partizipation und lokaler Demokratie oder die Förderung von lokaler Wirtschaftsentwicklung, Gleichberechtigung und Nachhaltigkeit. Der Band bietet eine Momentaufnahme zum Stand der Dezentralisierung im Jahr 2005. Er geht auf ein Kooperationsprojekt der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und dem Institut für Ethnologie und Afrikastudien der Universität Mainz zurück. Anhand von mikrosozialen Fallstudien wurde von deutsch-kamerunischen Teams in acht Kommunen untersucht, wie die Umsetzung der Dezentralisierung auf der lokalen Ebene erfolgt und inwieweit sich die daran geknüpften Erwartungen erfüllt haben. Derartige Reformen bringen zwar, so der Ausgangspunkt der Analysen, „neue Akteure ins Spiel, die alten verschwinden aber nicht automatisch“ (28). Die acht untersuchten Kommunen lassen sich auf einem gedachten Kontinuum von gelungener, über stagnierender bis blockierter Umsetzung abbilden. Deutlich wird, dass der Verlauf der von außen angestoßenen Dezentralisierung entscheidend von den jeweiligen lokalen Dynamiken und Spielregeln der politischen Arena abhängt. Eine Schlüsselrolle im Dezentralisierungsprozess kommt dabei den Veränderungen im Beziehungsgeflecht zwischen traditionellen Oberhäuptern, politischen und ökonomischen Eliten, der staatlichen Verwaltung und neuen Institutionen wie Gemeinderat und Kommunalverwaltung zu. Zudem zeigt sich, dass die Regierung über informelle Praktiken versucht, die Dezentralisierung und die damit erwartete Demokratisierung von unten zu verhindern. Eine wichtige Schlussfolgerung aus den hier zahlreich gewonnenen und weiterführenden Erkenntnissen lautet, dass in hybriden Demokratien Dezentralisierung einen gewissen Grad an Demokratisierung auf nationaler Ebene erfordert.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.67 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Katja Werthmann / Gerald Schmitt (Hrsg.): Staatliche Herrschaft und kommunale Selbstverwaltung: Dezentralisierung in Kamerun Frankfurt a. M.: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29967-staatliche-herrschaft-und-kommunale-selbstverwaltung-dezentralisierung-in-kamerun_35516, veröffentlicht am 27.01.2009. Buch-Nr.: 35516 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken