Als spezifisches Kennzeichen der modernen Staatlichkeit gilt seit Max Weber das Monopol der legitimen physischen Gewaltsamkeit. Dass das Gewaltmonopol allerdings nicht statisch gedacht werden sollte, sondern dass es in der täglichen Praxis des polizeilichen Handelns reproduziert und weiterentwickelt wird, ist eine der wichtigen Ergebnisse des Sammelbandes, der auf eine Tagung des Göttinger Max-Planck-Instituts für Geschichte im März 2007 zurückgeht. Der Staat sei als „Moment von Herrschaftspraxis“ zu verstehen, das „nicht per Verfassung dekretiert, sondern von vielfältigen Akteuren immer wieder hergestellt“ (23) werde. Wie das Gewaltmonopol sich durchgesetzt hat, wird mit Beispielen aus dem vorderösterreichischen 18. Jahrhundert, dem zaristischen Russland und dem kolonialen Afrika diskutiert. Für den afrikanischen Fall wird die Dialektik der Gewaltmonopolisierung deutlich. Wie Andreas Eckert in seinem Beitrag zeigt, führt dieser Prozess nicht zwangsläufig zur Einhegung der Gewaltsamkeit, sondern ruft eben diese Gewalt unter bestimmten Umständen erst hervor. Mit dem Gewaltmonopol eng verbunden ist die Idee des „Ausnahmezustands“, bei dem die konstitutionellen Regeln, die die Ausübung der Gewalt zähmen, außer Kraft gesetzt werden. Die Begründung ist dabei häufig die gleiche: Besondere Gefährdungen lassen die Einhaltung der Regeln – vorübergehend oder dauerhaft – nicht zu. Diesem Aspekt wird in dem Band mit Beiträgen beispielsweise zur Gewaltherrschaft der jungen Sowjetunion, zum Nationalsozialismus, zum 17. Juni 1953, aber auch zu den palästinensischen Gebieten und den USA nach dem 11. September 2001 nachgegangen.