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Philip Mehrtens

Staatsschulden und Staatstätigkeit. Zur Transformation der politischen Ökonomie Schwedens

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2014 (Schriften aus dem Max-Planck Institut für Gesellschaftsforschung); 297 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-593-50200-7
Diss. Köln; Begutachtung: W. Streeck, M. Höpner. – „Die Entwicklung der schwedischen Staatsfinanzen zeigt in den letzten Dekaden ein ständiges Auf und Ab, bei dem sich verheerende Fiskalkrisen und umfangreiche Konsolidierungsphasen mit regelmäßigen Haushaltsüberschüssen abwechseln“ (15 f.), erklärt Philip Mehrtens und begründet seine Länderstudie damit, dass Schweden beispielhaft dafür stehe, welche große politische Bedeutung Staatsschulden erhalten können. Zunächst wird aufgezeigt, wie sich in der Nachkriegszeit die politische Ökonomie des Landes transformierte. Der beständige Ausbau des Sozialstaates, kombiniert mit strukturellen Risikofaktoren durch landesweit einheitliche Lohnverhandlungen, führte allerdings zu zwei schweren Verschuldungskrisen, erst in den 1970er‑Jahren, dann 1992. Diese beiden Krisen verursachten einen Wandel in der politischen Wahrnehmung, der Fokus der politischen Priorität wurde zunehmend auf die Staatsfinanzen verschoben. Daraus folgte in dem lange sozialdemokratisch regierten Staat eine Transformation hin zu einer quasi permanenten Austeritätspolitik. Leider vermeidet es Mehrtens, den Erfolg dieser schwedischen Sparpolitik zu erläutern – der mutmaßlich nur durch den globalen Wirtschaftsaufschwung, nicht aber jedoch durch nationale Faktoren zu erklären ist. Nichtsdestotrotz kann Schweden als Beispiel für die Debatte um den modernen Interventionsstaat gelten, was gerade im aktuellen Kontext der Eurokrise relevant ist. Insofern besitzt der Wandel der politischen Ökonomie Schwedens Symbolcharakter: sichtbar wird der Weg von einem – lange Zeit erfolgreichen – sozialdemokratischen Keynesianismus hin zu einem Staatsmodell, das beständig Haushaltsüberschüsse erwirtschaftet und den damit gewonnenen fiskalischen Spielraum sukzessive durch Steuersenkungen wieder aufgibt. Gerade im Kontext der seit den 1980er‑Jahren stattfindenden neoliberalen Projekte und der Eurokrise kann Schweden damit als Vorreiter für den Wandel der Staatsstruktur gelten. Mehrtens leistet mit seiner Dissertation einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für das Verständnis, wohin die Wege der internationalen politischen Ökonomie führen können.
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Rubrizierung: 2.612.22.212.222.2622.263 Empfohlene Zitierweise: Vincent Wolff, Rezension zu: Philip Mehrtens: Staatsschulden und Staatstätigkeit. Frankfurt a. M./New York: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38196-staatsschulden-und-staatstaetigkeit_46639, veröffentlicht am 19.03.2015. Buch-Nr.: 46639 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken