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Ludwig Karg

Staatsversagen und dschihadistischer Terrorismus als sicherheitspolitische Herausforderungen. Die Debatte um zivile und militärische Terrorismusbekämpfung und Staatsstabilisierung unter besonderer Berücksichtigung des Diskussionsstands in der Bundesrepublik Deutschland

Online-Publikation 2011 (http://hss.ulb.uni-bonn.de/2011/2394/2394.pdf); 341 S.
Diss. Bonn; Begutachtung: G. Langguth, T. Mayer. – Der Autor beschäftigt sich mit der Frage, ob die Bundesrepublik Deutschland über eine realitätstaugliche Sicherheitsdoktrin verfügt. Zunächst wird deshalb das Sicherheitsrisiko durch einen dschihadistischen Terrorismus analysiert. Karg erstellt ein Modell zur Erfassung der Bedrohungslage, betont aber, dass „die soziale Zusammensetzung der dschihadistischen Szene recht uneinheitlich“ (168) sei. Es gebe keine klaren Profile oder den Prototypen eines radikalisierten Menschen. Daher können keine Rückschlüsse auf typische Motivierungsprozesse gezogen werden. Es sei aber möglich, kategoriale Unterscheidungen zu treffen, wonach zwischen Ideologen, Anführern, Unterstützern und Attentätern differenziert und innerhalb einer heterogenen dschihadistischen Gesamtgruppe homogene Untergruppen benannt werden können. Karg geht auch auf das Phänomen des Euro-Dschihad ein. Es handle sich dabei um eine Form des „Homegrown-Terrorism“ (169), also eines hausgemachten Terrorismus – die Attentäter von London, die im Juli 2005 einen Anschlag verübten, seien in Großbritannien geboren und in pakistanischen Milieus aufgewachsen. Der Autor sucht nach innovativen Herangehensweisen und Gegenstrategien gegen diesen Terrorismus und benennt praktische Maßnahmen. Er ist der Überzeugung, dass Terroristen nicht nur mit rechtsstaatlichen Methoden zu verfolgen seien. Auch ihre Aktivitäten sollten gestört werden, sodass sie „mehr Zeit mit der Tarnung ihrer Aktionen verbringen“ (215). Karg beschäftigt sich auch mit der Frage, ob sich die bisherigen Abwehrstrategien bewährt haben – und interpretiert die „alarmistische Hektik“, die in Deutschland bei der Bekämpfung des Terrorismus herrsche, als ein „drohendes Zerbröseln des Staates und seiner Gewaltfunktion“ (298). Er meint, dass ein politischer Führungswille fehle. Dies sei der Grund, warum in der deutschen Sicherheitspolitik ein „Riss zwischen politischer Elite und deutscher Bevölkerung“ (299) entstanden sei. Karg kommt zu dem Schluss, dass das „Ziel zukünftiger Sicherheitspolitik [...] die direkte Zerschlagung dschihadistischer Gruppierungen mit geheimdienstlichen und militärischen Mitteln ist, um Leben und Gesundheit deutscher Bürger zu schützen.“ (299)
Wahied Wahdat-Hagh (WWH)
Dr., Dipl.-Soziologe und Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 2.343 | 2.32 | 2.25 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Wahied Wahdat-Hagh, Rezension zu: Ludwig Karg: Staatsversagen und dschihadistischer Terrorismus als sicherheitspolitische Herausforderungen. 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34721-staatsversagen-und-dschihadistischer-terrorismus-als-sicherheitspolitische-herausforderungen_41734, veröffentlicht am 22.03.2012. Buch-Nr.: 41734 Rezension drucken