Das Engagement in Afghanistan hat Deutschland verändert. Nicht nur Militär‑ und Außenpolitik sahen sich neuen Herausforderungen gegenüber, auch die verschiedenen deutschen Ministerien mussten sich in der Art der Zusammenarbeit neu aufstellen. Die „Afghanistan Gruppe“ wurde mit Blick auf die Zusammensetzung von Arbeitsstäben zu Krisenkontexten zu einem geflügelten Wort. Stefan Hansen und Robin Schroeder bieten in diesem Sammelband erstmals eine Gesamtschau der in Afghanistan gemachten und häufig teuer bezahlten Erfahrungen. Dass ein solches Werk in Deutschland ein Novum darstellt, kommt nicht von ungefähr – der gesamte Themenkomplex der vernetzten Sicherheit sowie die Frage nach Konzepten des Nation Building sind für die deutsche Politik neue Phänomene. Deutlich zeigt sich dies auch daran, dass die Bundeswehr erst im Kontext des Afghanistaneinsatzes erste Ideen zu einer Strategie der Aufstandsbekämpfung (COIN – Counterinsurgency) entwickelte. Auch hier waren die Herausgeber und das Kieler Institut für Sicherheitspolitik maßgeblich in beratender und begleitender Funktion beteiligt. Böse Zungen haben behauptet, dass das Konzept der „vernetzten Sicherheit“ eine passende Bezeichnung sei, da ein Netz in erster Linie aus Nichts bestehe. Entsprechend offenbart der Sammelband auch eine Entkopplung von Einsatzwirklichkeit und politischen Konzepten auf Ministerialebene. Aktuelle Krisen und neue Einsätze von Bundeswehr und Entwicklungszusammenarbeit machen die Relevanz eines solchen Lessons‑Learned‑Werkes überdeutlich. Dabei gelang es den Herausgebern durch ein breites Spektrum von Autoren, die gesamte Bandbreite der beteiligten Akteure – von militärischen Befehlshabern über politische Entscheidungsträger und Wissenschaftler bis hin zu zivilen/humanitären Akteuren – und deren individuelle Blickwinkel abzubilden. Gerade auch die persönliche Bilanz einiger Entscheidungsträger macht das Werk ebenso zu einem historischen Dokument wie zu einem Desiderat für weitere Forschungen in dem Feld.