Deutschland ist sozial gespalten und diese Kluft wird immer größer. Das ist die Auffassung der ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden des DGB Ursula Engelen-Kefer. So habe die Ungerechtigkeit bei der Einkommensverteilung in Deutschland laut einer Studie der OECD in den letzten Jahrzehnten „so stark zugenommen wie in keinem anderen OECD-Mitgliedsland“ (12). Besorgniserregend seien auch die hohe Kinderarmut und die Bildungsungerechtigkeit. Die Ängste weiter Teile der Bevölkerung vor dem sozialen Abstieg sind nach Ansicht von Engelen-Kefer berechtigt. In diesem Band nun zeigt sie Wege aus der sozialen Spaltung auf. So müsse das unter Willy Brandt entwickelte Konzept der Humanisierung der Arbeit weiterentwickelt und an die veränderten Rahmenbedingungen durch die Globalisierung und die europäische Integration sowie durch die Entkoppelung der Finanz- von der Realwirtschaft und die demografische Entwicklung angepasst werden. Darüber hinaus müsse die soziale Komponente der Marktwirtschaft in Einklang mit dem Grundgesetz wiederbelebt werden. Engelen-Kefer erwartet von der schwarz-gelben Koalition unter Angela Merkel einen Umschwung in der Finanz-, Arbeits- und Sozialpolitik und wendet sich gegen die ihrer Meinung nach unsoziale Kürzungspolitik der Bundesregierung, die verhindere, dass der wirtschaftliche Aufschwung bei allen Menschen ankomme. Gefordert wird eine Eingrenzung der Leiharbeit und anderer prekärer Beschäftigungsformen, eine Reform von Hartz IV, die Einführung von Mindestlöhnen und die Gewährleistung der Tarifautonomie. Ein weiterer zentraler Kritikpunkt besteht für die Autorin in der von der Bundesregierung nicht entschieden genug bekämpften Diskriminierung von Frauen im Erwerbsleben. So betrage der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen real immer noch 30 Prozent. Zudem landeten Frauen überproportional in schlecht bezahlten Teilzeit- oder Minijobs. Diese Entwicklung habe schwerwiegende Folgen für ihre soziale Sicherung und Altersversorgung.