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Larissa Bender (Hrsg.)

Syrien. Der schwierige Weg in die Freiheit

Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2012; XIV, 201 S.; brosch., 14,90 €; ISBN 978-3-8012-0433-4
Was genau wissen wir über Syrien? Und was wissen wir über die Ursachen der gegenwärtigen, bürgerkriegsähnlichen Zustände, was über mögliche Wege in eine friedlichere Zukunft? Die Beiträge dieses Bandes – allesamt zwischen April und Juli 2012 verfasst – geben einen nahezu tagesaktuellen Einblick in die syrische Gegenwartsgesellschaft. Während die überwiegende Mehrheit der Beiträge auf eine Bestandsaufnahme hin ausgerichtet ist – von den politischen Umfeldbedingungen des gegenwärtigen Aufstandes über die Rolle der Frauen oder der Muslimbruderschaft bis hin zur Beschreibung der syrischen Zivilgesellschaft – wagt Wolfgang Perthes den Entwurf mehrerer Szenarien für die nähere politische Zukunft des Landes. Und auch wenn Projektionen in den Sozialwissenschaften eine – gelinde formuliert – heikle Sache sind, so beziehen die von Perthes angestellten Überlegungen ihren Charme aus der implizit mitschwingenden Frage der westlichen Verantwortung für eigenes Handeln oder Nicht-Handeln. Insgesamt sieht er vier mögliche Entwicklungen: „Assad ist kurzfristig [...] noch an der Macht; Assad behält die Macht auch die Jahre darauf; sein Regime endet kurzfristig; das Ende des Assad-Regimes kommt erst im dritten oder vierten Jahr des Aufstandes.“ (191) Nur wenn ein kurzfristiges Ende der gegenwärtigen Lage erreicht werde, etwa auch durch militärische wie wirtschaftliche Unterstützung seitens der EU, besteht aus Perthes’ Sicht die Möglichkeit, Rechtsstaatlichkeit und Sicherheit nachhaltig in Syrien zu verankern. Sollte sich die internationale Gemeinschaft nicht auf die hierfür erforderlichen Unterstützungsmaßnahmen einigen, mit denen in den Folgejahren die zersplitterte syrische Gesellschaft wieder versöhnt werden könnte, dann bleibt mittel- bis langfristig nur Verfall und Agonie. – Für all diejenigen, die innerhalb wie auch außerhalb von Universitäten mit Syrien beschäftigt sind und die sich für die Zukunft der Region interessieren, enthält der Band viele wertvolle Anregungen.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.63 | 2.22 | 2.25 | 2.27 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Larissa Bender (Hrsg.): Syrien. Bonn: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35634-syrien_43008, veröffentlicht am 07.02.2013. Buch-Nr.: 43008 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken