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Michael Th. Greven

Systemopposition. Kontingenz, Ideologie und Utopie im politischen Denken der 1960er Jahre

Opladen/Berlin/Farmington Hills: Verlag Barbara Budrich 2011 (Sammlung Budrich – Texte zur Gesellschaft); 301 S.; 36,- €; ISBN 978-3-86649-418-3
Grevens Ziel ist es, die politischen Inhalte und Ziele der Systemopposition in den 1960er-Jahren darzustellen, verständlich zu machen und in die Historie des politischen Denkens einzuordnen. Dabei geht es ihm vor allem darum, die Differenzen im politischen Bewusstsein zwischen den Mitwirkenden der Protestbewegung und den anderen Bürgern politikwissenschaftlich zu untersuchen. Greven betrachtet einzelne Diskussionsstränge der Systemopposition, indem er unter anderem die APO analysiert, der Schwerpunkt liegt dabei auf dem politischen Denken, der damaligen Demokratiekritik und der Politisierung der Frauenbewegung. „Systemopposition und Revolution bedingen einander logisch“ (9), erläutert er, da sie beide dem gleichen Entstehungskontext des aufklärerischen Denkens des 18. Jahrhunderts entstammten. Durch das Aufkommen einer politischen Gesellschaft seien der Revolution und dem Systemwechsel jedoch grundlegende Voraussetzungen entzogen worden. Zum einen führe der durch die globale Entwicklung entstandene „mainstreamdes systemtheoretischen Zeitbewusstseins“ (280) dazu, dass eine Gestaltung und Steuerung von politischem Handeln und von Protestbewegungen nicht mehr stattfinden könne. Zum anderen werde dem Revolutionsgedanken durch eine weltweite Anerkennung des Kapitalismus als alternativloser Wirtschaftsform eine wichtige Grundlage entzogen. Aufgrund dieser Entwicklung zeige sich, „dass erfolgreiches revolutionäres Handeln heute nur noch im Sinne der „nachholenden ‚Revolution’, von der Habermas schrieb, möglich werden kann“ (282). Somit hilft das Buch in besonderer Weise, die Entwicklungen und Besonderheiten der Systemopposition der 1960er-Jahre in politikwissenschaftlicher Perspektive nachzuvollziehen und damit in den bislang wenig beleuchteten politikwissenschaftlichen Kontext einzuordnen.
Julia Kiesow (KIE)
M. A., Politikwissenschaftlerin, Doktorandin am Institut für Politikwissenschaft, Universität Gießen
Rubrizierung: 2.331 | 2.313 | 2.37 Empfohlene Zitierweise: Julia Kiesow, Rezension zu: Michael Th. Greven: Systemopposition. Opladen/Berlin/Farmington Hills: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34333-systemopposition_41209, veröffentlicht am 28.06.2012. Buch-Nr.: 41209 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken