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Eckhard Jesse

Systemwechsel in Deutschland. 1918/19 – 1933 – 1945/49 – 1989/90

Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 2010; 280 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-412-20599-7
Gleich mehrfach wurde die deutsche Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts von umfassenden Veränderungen des politischen Systems geprägt. 1918/19 folgte im Zuge des verlorenen Ersten Weltkriegs der Wechsel vom autoritären Kaiserreich zur Weimarer Republik. Diese wiederum musste 1933 der nationalsozialistischen Diktatur weichen. Das Ende des Zweiten Weltkriegs brachte im Zeitraum von 1945 bis 1949 die Entstehung zweier deutscher Staaten mit sich, deren Wiedervereinigung durch die friedliche Revolution 1989/90 ermöglicht wurde. Diese vier Wendepunkte betrachtet Jesse detailliert. An das einführende Kapitel zur politikwissenschaftlichen Systemwechselforschung schließt sich die Darstellung der jeweiligen historischen Ereignisse an. Dabei werden zunächst stets die Rahmenbedingungen und Ursachen erläutert, bevor die einzelnen Phasen des Systemwechsels dargestellt und anschließend verglichen werden. Welchen Charakter hatten sie, mit welcher Intensität wurden sie durchgeführt und welche Nachwirkungen ergaben sich? Um diese Fragen weiter zu vertiefen, werden einige direkte Vergleiche der deutschen politischen Systeme vorgenommen (Drittes Reich und DDR, Weimarer Republik und Bundesrepublik, Bundesrepublik und DDR). Es folgt ein Vergleich der politischen Kultur zwischen der Bundesrepublik vor und nach der Wiedervereinigung. Jesse bemerkt in der Wahrnehmung der Systemwechsel eine Fixierung auf einprägsame Schlüsseldaten (9. November 1918, 30. Januar 1933, 8. Mai 1945, 9. November 1989). Diese Perspektive verkenne jedoch den Prozesscharakter der politischen Transformation. Ein Systemwechsel bedinge aber zweierlei: den Niedergang des alten und das Erstarken des neuen Systems. In der Schlussbetrachtung stimmt gerade der Vergleich der Wechsel Jesse optimistisch: Die derzeitige Demokratie in Deutschland hält er auch im Falle heftiger Krisen für wesentlich gefestigter als die in der Weimarer Zeit – auch wenn die „Offenheit der Geschichte“ (218) es nicht zulasse, dies als unwiderrufliche Gegebenheit wahrzunehmen.
Arne Arps (AA)
M. A., Doktorand der Politikwissenschaft, Universität Vechta.
Rubrizierung: 2.3 | 2.31 Empfohlene Zitierweise: Arne Arps, Rezension zu: Eckhard Jesse: Systemwechsel in Deutschland. Köln/Weimar/Wien: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21731-systemwechsel-in-deutschland_39428, veröffentlicht am 19.11.2010. Buch-Nr.: 39428 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken