Die Autoren untersuchen die ersten 100 Tage der zweiten Großen Koalition der Bundesrepublik. Ihr Ziel ist es herauszufinden, ob die historisch begründete politische Schonfrist den Koalitionären überhaupt gewährt wurde und wenn ja, ob sie diese auch genutzt haben. Ihr analytischer Blick richtet sich dabei nicht nur auf die Regierenden selbst, sondern auch auf die Opposition, die Wähler und nicht zuletzt auf die Rolle der Massenmedien. Dies geschieht aus politik- und medienwissenschaftlicher, aber auch aus bundes- und landespolitischer Perspektive. Im Zentrum der Beiträge stehen die ersten 100 Tage der Großen Koalition, die durch die Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt abgeschlossen wurden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der gegenseitigen Beeinflussung der Landtagswahlen und der Regierungsbildung in Berlin. Dabei werden die für den Föderalismus charakteristischen Wechselwirkungen zwischen Bundes- und Landespolitik sowie deren nachhaltiger Einfluss auf die Bundespolitik verdeutlicht. Abschließend wird der Prozess der Koalitionsbildung, deren Findungsphase in den ersten 100 Tagen sowie die Regierungsarbeit in der ersten Hälfte der Legislaturperiode aus der Perspektive des Herbstes 2007 untersucht. Zum Auftakt des Bandes beleuchtet Heiner Geißler den Zustand der politischen Klasse direkt nach der Bundestagswahl. Er attestiert ihr eine an „Schockstarre“ grenzende Bewegungslosigkeit als Reaktion auf die „gefühlte“ Abstrafung durch den Wähler (12) – ein Zustand, der sich durch den Umstand, dass weder die Agenda 2010 noch das neoliberale Wahlprogramm der Unionsparteien die Mehrheit der Wähler hinter sich vereinigen konnte, weiter verfestigte. Der Wahlabend erwies sich insofern für die Koalitionäre als die Stunde Null.