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Ilko-Sascha Kowalczuk

17. Juni 1953

München: C. H. Beck 2013 (Wissen in der Beck'schen Reihe 2771); 128 S.; pb., 8,95 €; ISBN 978-3-406-64539-6
Der bereits mit zahlreichen Veröffentlichungen zum Thema hervorgetretene Ilko‑Sascha Kowalczuk (siehe v. a. Buch‑Nr. 22491, weiterhin 23948, 28532 und 28578) legt eine knappe Einführung zu Vorgeschichte, Ereignissen und Nachwirkungen des Aufstands am 17. Juni 1953 vor. Nachdem besonders zum 50‑jährigen Jubiläum im Jahr 2003 zahlreiche Beiträge zum Thema erschienen sind, folgt damit nun zum 60. Jahrestag diese konzise Zusammenfassung des Forschungsstandes. Kowalczuk ordnet den Aufstand in den nationalen und internationalen historischen Kontext – Herrschaftsstabilisierung der SED, „Neuer Kurs“ nach dem Tod Stalins im März 1953 – ein. Im ereignisgeschichtlichen Teil werden die Entwicklungen in den Städten – etwa am Beispiel Berlins und Leipzigs – und im ländlichen Raum gegenübergestellt. Der Autor zeigt damit auf, dass der Aufstand im ganzen Land wirksam wurde und es sich keineswegs nur um isolierte, „fremdgesteuerte“ Protestaktionen handelte (so seinerzeit die staatlichen Medien). Er geht weiterhin auf die Reaktionen der Staatsmacht und der Nachbarstaaten ein. Dabei äußert er sich zu Streifragen wie der oft kolportierten Hinrichtung von Angehörigen der Sowjetarmee wegen Insubordination, für die es jedoch bisher keine archivalischen Belege gebe. Abschließend plädiert Kowalczuk für eine Einordnung des 17. Juni 1953 in die „wenigen revolutionären Massenbewegungen in der deutschen Geschichte“ (120): 1848/49 – 1918/19 – 1953 – 1989. Zudem müsse er stärker europäisch kontextualisiert werden und dürfe nicht mehr als Sonderfall unter den ostmitteleuropäischen Aufständen wie 1956 und 1968 behandelt werden. Der Historiker Kowalczuk – Projektleiter bei der Stasi‑Unterlagen‑Behörde und Zeitzeuge der zweiten und dann erfolgreichen Massenbewegung gegen das SED‑Regime von 1989 – zeigt sich dabei auch als „Erinnerungspolitiker“, der den Aufstand als „Erinnerungsort“ für das „neue Europa“ (123) in einer europäischen Erinnerungskultur verankert sehen möchte.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.314 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Ilko-Sascha Kowalczuk: 17. Juni 1953 München: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/248-17-juni-1953_43815, veröffentlicht am 23.05.2013. Buch-Nr.: 43815 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken