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Peter Becker (Hrsg.)

1914 und 1999 – Zwei Kriege gegen Serbien. Auf dem Weg zum Demokratischen Frieden? Mit Neueditionen von Karl Kautsky und Heinz Loquai

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014; 444 S.; brosch., 29,- €; ISBN 978-3-8487-1473-5
Mit diesem Band werden Teile mehrerer Schriften, in denen es um die Kriege in Serbien geht, neu aufgelegt. Dazu zählt ein Auszug aus dem 1919 in Berlin publizierten Buch „Wie der Weltkrieg entstand“ des Sozialdemokraten und damaligen beigeordneten Staatssekretärs im Auswärtigen Amt Karl Kautsky. Dieser hatte das Aktenmaterial zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges ausgewertet und vertrat die Meinung, das deutsche Volk sei von seiner Regierung „aufs Schmählichste betrogen und belogen“ und „dadurch in den Krieg hineingetrieben“ (175) worden; die Staatsmänner der Hohenzollern und der Habsburger hätten es zum „willigen Werkzeug ihrer Pläne gemacht“, es habe sich „solidarisch“ mit denjenigen verhalten, „die es betrogen und es mit ganz Europa dem Ruin entgegenführten“ (174). Österreich und Deutschland hätten sich verschworen, um „Serbien ‚für immer‘ unschädlich zu machen“ – obwohl sich das Land nach dem Mord am Thronfolger in Sarajevo unterworfen hatte, was den Kaiser zu der Bemerkung veranlasste: „‚Damit fällt jeder Kriegsgrund fort.‘“ (12) Außerdem hat der Herausgeber, der Rechtsanwalt und Friedensaktivist Peter Becker, zwei Textauszüge von Heinz Loquai in den Band aufgenommen, in denen sich der frühere Brigadegeneral mit der Rolle der OSZE während der Phase der Bombardierung Serbiens zwischen Oktober 1998 und März 1999 befasst. Es handelt sich um „Weichenstellungen für einen Krieg“ (siehe Buch‑Nr. 23005) sowie „Der Kosovo‑Konflikt – Wege in einen vermeidbaren Krieg“ (siehe Buch‑Nr. 15036). Darin konzentriert sich Loquai auf die Frage der „angeblichen Notwendigkeit einer ‚humanitären Intervention‘, also eines völkerrechtswidrigen Krieges, weil ohne UN‑Mandat“ (13). Becker hat nicht nur diese Texte unverändert abdrucken lassen, sondern auch einen eigenen Aufsatz hinzugefügt. Sowohl den Bundestagsbeschluss zum Krieg gegen Jugoslawien als auch den zur Beteiligung der Bundeswehr an den beiden Missionen in Afghanistan hält er darin für „völlig unzureichend“ (439). „Die parlamentarische Beteiligung sollte auf eine Ausstattung der Mission abzielen, die den Konflikt selbst anpackt und dafür die Rolle des Militärs auf die Schaffung sicherer Verhältnisse für das Angehen des Konflikts zuschneiden“ (16). Folglich hält er eine stärkere Parlamentsbeteiligung für notwendig und fordert, das Parlamentsbeteiligungsgesetz zu ergänzen. Der Bundestag könne so „zum Instrument ‚demokratischen Friedens‘“ (440) werden. Die Parlamentsbeteiligung sollte auf die zivilen Elemente einer Konfliktlösung ausgeweitet werden.
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Rubrizierung: 4.14.412.61 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Peter Becker (Hrsg.): 1914 und 1999 – Zwei Kriege gegen Serbien. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38292-1914-und-1999--zwei-kriege-gegen-serbien_46242, veröffentlicht am 16.04.2015. Buch-Nr.: 46242 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken