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Eva C. Schweitzer

Tea Party. Die weiße Wut. Was Amerikas Neue Rechte so gefährlich macht

München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2012; 279 S.; 14,90 €; ISBN 978-3-423-24904-1
Gegen Ende des Buches klingt es wie eine gute Nachricht: „Romney ist bei der Tea Party als RINO noch verhasster als Schwarzenegger“ (240). Ein „RINO“ ist ein „Republican In Name Only“ (10), womöglich gewillt, eine staatliche Krankenversicherung einzuführen oder gar die Ehe homosexueller Menschen zu erlauben. Für die Protagonisten und Sympathisanten der Tea Party, die die Amerikanistin und Publizistin Schweitzer porträtiert, ist diese Art von Politik gleichsam eine unverzeihliche Sünde. Allerdings, und das wird bei der Lektüre schnell klar, predigten die Tea Party-Anhänger oft Wasser und trinken Wein, lehnen wie Sarah Palin staatliche Subventionen ab und beantragen sie gleichzeitig für die eigene Kommune. Schweitzer hat fast unzählige solcher Beispiele zusammengetragen und macht zugleich sehr deutlich, was diese politischen Aktivisten tatsächlich antreibt: das Unbehagen über ein Amerika, das immer multikultureller und moderner wird. Und sie sind so überzeugt von ihrer Mission, ein weißes, gottesfürchtiges Land erhalten zu müssen, dass sie aus ihrem häufig unverhohlenen Rassismus und oft genug auch Antisemitismus kein Geheimnis machen. Beflügelt wurde diese erst außerparlamentarische Bewegung, so arbeitet Schweitzer heraus, durch die Wahl Obamas – der erste schwarze Präsident, der gebildet und erfolgreich ist, hat ganz offensichtlich das Vorstellungsvermögen vieler konservativer Weißer überfordert. Konkret ausgelöst wurde sie dann mit der Empörung „über Steuergeschenke für Banker und Staatshilfen für Bankenopfer“. Parallel zur Darstellung der wichtigsten Protagonisten und (vor Beginn der Vorwahlen) möglichen Präsidentschaftskandidaten zeigt Schweitzer, wie sich die Bewegung in eine politische Strömung wandelte, „die sich gegen Sozialversicherungsprogramme stellt“ (145) – auch, weil diese Schwarzen und hispanischen Zuwanderern zugutekommen. Schweitzer hat eine Vielzahl aktueller Quellen verarbeitet, ihr Buch besticht aber vor allem durch die Beschreibungen ihrer Erlebnisse und Begegnungen auf Veranstaltungen der Tea Party. Deutlich wird auch, dass die politische Dimension dieses Phänomens sich nicht im – mitunter krawallhaften – Auftreten der Tea Party beschränkt. Dahinter stehen eine seit dem Bürgerkrieg zerrissene politische Kultur sowie für die öffentliche Meinung wichtige konservative Think Tanks, deren Interessen sich oft genug mit denen der Tea Party mindestens überschneiden. Zwar bemüht sich Schweitzer um eine faire Darstellung, an der grundsätzlichen Einschätzung als einer populistischen Bewegung, die lobende Worte für Marine le Pen findet, ändert dies nichts.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.642.22 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Eva C. Schweitzer: Tea Party. München: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34876-tea-party_41924, veröffentlicht am 26.04.2012. Buch-Nr.: 41924 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken