Die drei baltischen Staaten gehörten am Ende der 80er-Jahre zu den ersten Sowjetrepubliken, die ihren Unabhängigkeitswunsch gegenüber der UdSSR artikulierten und in einer "singenden Revolution" durchzusetzen vermochten. Obwohl Estland, Lettland und Litauen bereits in der Zwischenkriegszeit von 1920 bis 1940 über die staatliche Souveränität verfügt hatten und ihre gewaltsame Eingliederung in die frühere Sowjetunion von den meisten Staaten de jure nie anerkannt worden war, zeigten sich die meisten politischen Beobachter von der Geschwindigkeit der Transformation und der Westorientierung nahezu aller Regierungen in Tallinn, Riga und Vilnius nach 1991 überrascht. Nur zehn Jahre später ist die Aufnahme der baltischen Staaten in die zentralen Institutionen der euro-atlantischen Sicherheits- und Wohlfahrtsarchitektur - NATO und die Europäische Union - absehbar. Estland, Lettland und Litauen verhandeln seit 1998 beziehungsweise 2000 über die Aufnahme in die EU; glaubt man Stimmen führender US-Politiker und dem amerikanischen Präsidenten George W. Bush, so scheint auch eine Einladung an die baltischen Republiken als Tagesordnungspunkt des NATO-Gipfels im Herbst 2002 in Prag festzustehen. Vor diesem Hintergrund liefert der Band eine aktuelle Bestandsaufnahme des politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systems in den drei baltischen Staaten. Besondere Aufmerksamkeit widmen die Autoren dabei dem Prozess der Wiedererlangung staatlicher Unabhängigkeit vor rund zehn Jahren, dem Stand des EU-Beitrittsprozesses sowie den besonderen Implikationen einer NATO-Mitgliedschaft für die regionale Sicherheit im Ostseeraum. Noch immer ist das bilaterale Verhältnis insbesondere Estlands und Lettlands zu dem größten Nachfolgestaat der UdSSR, der Russischen Föderation, von zahlreichen Konfliktpotenzialen geprägt. Hierzu sind insbesondere die großen russischsprachigen Minderheiten, die noch nicht ratifizierten Grenzabkommen sowie Handels- und Transitstreitigkeiten zu rechnen. In dem Band kommen vorrangig Politiker und Experten aus den betroffenen Staaten selbst zu Wort, sodass dem Leser teilweise sehr detaillierte Informationen geboten werden können. Allerdings hätte es dem Buch nicht geschadet, wenn ein kritisches Lektorat für ein höheres Maß an editorischer Homogenität - insbesondere bei der Orthographie, der Groß- und Kleinschreibung - Sorge getragen hätte. Inhalt: 1. On the Road to Independence: Tunne Kelam: An Estonian Perspective of the Process of Independence (11-18); Žaneta Ozoli?a: A Latvian Perspective of the Process of Independence (19-30); ?eslovas Laurinavi?ius: A Lithuanian Perspective of the Process of Independence (31-36). 2. The Political System: Liia Hänni: The Political System of Estonia (39-49); Inese Birzniece: The Political System of Latvia (51-72); Alvidas Lukošaitis: The Political System of Lithuania (73-85). 3. The Economic Development: Urmas Varblane: The Economic Development of Estonia (89-99); Inese Vaidere: The Economic Development of Latvia (101-114); Rasa Morkunaite: The Economic Development of Lithuania (115-124). 4. The Social Development: Marju Lauristin: The Social Development of Estonia (127-134); Linda Ziverte: The Social Development of Latvia (135-145); Teodoras Medaiskis: The Social Development of Lithuania (147-160). 5. On the Road to EU Membership: Paavo Palk: Estonian Expectations, Efforts and Necessities (163-174); Iveta Sulca: Latvian Expectations, Efforts and Necessities (175-184); Egidijus Vareikis: Lithuanian Expectations, Efforts and Necessities (185-192). 6. The Security Dimension: Trivimi Velliste: The Interests and Efforts of Estonia (195-203); Atis Leji?š: The Interests and Efforts of Latvia (205-216); Eitvydas Bajarunas: The Interests and Efforts of Lithuania (217-229); Peer Lange: Conclusive Evaluation of the last Decade (233-244).