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Matthias Lemke / Gregor Wiedemann (Hrsg.)

Text Mining in den Sozialwissenschaften. Grundlagen und Anwendungen zwischen qualitativer und quantitativer Diskursanalyse

Wiesbaden: Springer VS 2016; IX, 423 S.; 44,99 €; ISBN 978-3-658-07223-0
Die Weiterentwicklung wissenschaftlicher Methodik findet sich in allen akademischen Disziplinen, die Sozialwissenschaften bilden hierbei keine Ausnahme. In diesem wissenschaftlichen Teilgebiet konkurrieren seit geraumer Zeit qualitative mit quantitativen Ansätzen; diese Dichotomie versuchen Matthias Lemke und Gregor Wiedemann in dem von ihnen herausgegebenen Band mit der Vorstellung des Text‑Mining‑Ansatzes zu überwinden. Text Mining war für die Herausgeber das Instrumentarium in einem größeren Forschungsprojekt an der HSU Hamburg und der Universität Leipzig, das zum Ziel hatte, diskursive Entwicklungen entlang der Untersuchung einer Vielzahl von Zeitungsartikeln nachzuvollziehen. Matthias Lemke und Alexander Stulpe schildern dabei in ihrem Beitrag eine der grundlegenden Techniken des Text Minings, das sogenannte Blended Reading. In diesem Verfahren ist eine rein quantitative Untersuchung der Häufigkeit bestimmter Begriffe oder Begriffskombinationen nur ein erster grober Schritt, auf den eine individuelle, qualitative Einordnung dieser Ergebnisse durch die einzelnen Forscher_innen zwingend folgt. Qualitative und quantitative Herangehensweisen sind somit nicht mehr entgegenstehend, sondern komplementär. Der Band wird weiterhin vervollständigt durch Beiträge, die sich mit Fragen der Sicherung methodischer Qualität und den Anforderungen an die Verbreitung der Methode im Rahmen der Hochschullehre befassen. Ferner wird die Untersuchung von Zeitungsartikeln über Text Mining an vielen Fallstudien sichtbar gemacht, zum Beispiel bei der Analyse der Verwissenschaftlichung von Politik im Beitrag von Daniela Russ und Julia Schubert. Zum Abschluss des Bandes ergreifen nochmals die Herausgeber das Wort und formulieren einen Ausblick für die Entwicklung des Text Minings. Dabei sind sie einerseits zuversichtlich, dass Text Mining „die eher unproduktive Opposition von Qualität und Quantität“ (416) überwinden kann; gleichzeitig erkennen sie jedoch an, dass es noch ein weiter Weg bis zur Etablierung von Text Mining ist, dabei sind die Reproduktion in der Ausbildung und die Akzeptanz in Fachveröffentlichungen noch große Hürden. Für alle Wissenschaftler_innen, die sich mit dieser neuen Methode befassen wollen, bietet das Buch jedoch eine fundierte und brauchbare Einführung in diese neue Spielart sozialwissenschaftlicher Forschung.
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Rubrizierung: 1.22.3332.35 Empfohlene Zitierweise: Max Lüggert, Rezension zu: Matthias Lemke / Gregor Wiedemann (Hrsg.): Text Mining in den Sozialwissenschaften. Wiesbaden: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39462-text-mining-in-den-sozialwissenschaften_48015, veröffentlicht am 25.02.2016. Buch-Nr.: 48015 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken