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Keith Battarbee / John Erik Fossum (Hrsg.)

The Arctic Contested

Brüssel u. a.: Peter Lang 2014 (Canadian Studies); 318 S.; 49,20 €; ISBN 978-3-0352-6458-6
Was zeichnet die Arktis soziopolitisch, kulturell und ökonomisch aus? Welche Bedeutung hat sie für die angrenzenden Staaten? Und wie haben sich diese Aspekte im Laufe der Zeit geändert? In ihrer multidisziplinären Untersuchung (mit Fokus auf Nordamerika) zeigen die Autor_innen, dass die Arktis trotz ihrer Eigenheit als dünn besiedelte, periphere und durch außerordentliche klimatische Bedingungen geprägte Weltregion in ihrer Bedeutung stark durch die Entwicklungen in anderen Weltteilen geformt wird und daher als „part of a more complex tapestry“ (27) zu analysieren ist. Jedem der drei Abschnitte ist ein einleitendes Kapitel der Herausgeber vorangestellt. Im ersten Abschnitt geht es um Prozesse des Regierens, die im Kontext von Staatsinteressen, internationalem Recht und multilateralen Bemühungen um eine Definition der Arktis als eigenständige Region verortet werden. David G. Haglund und Joseph T. Jockel etwa argumentieren, dass die USA vor allem deshalb so entschieden gegen die Anerkennung der Nordwestpassage als kanadisches Gewässer protestierten, um einen Präzedenzfall für Seewege in Südostasien zu verhindern, der die Handlungsfähigkeit der US‑Marine hätte einschränken können. Der zweite Abschnitt ist der Entwicklung der indigenen Bevölkerung der Arktis gewidmet. Während die (koloniale) Begegnung mit dem Westen zwar „less blatantly confrontational und exploitative than elsewhere“ (25) gewesen sei, habe sich erst im Zuge eines globalen Umdenkens bezüglich der Rechte von Ureinwohnern im Allgemeinen eine wirkliche Anerkennung der indigenen Interessen im Norden durchgesetzt. Die „Inituitization“ (31) in Kanada ist aber nicht eine bloße Rückkehr zu alten Traditionen, sondern durch die Auseinandersetzung mit westlichen Technologien und Lebensweisen geprägt, wie Donna Patrick in ihrem Artikel erläutert. Im letzten Abschnitt werden diskursive Praktiken der Repräsentation der Arktis untersucht. Hier wird nicht nur die literarische Konstruktion der „irreducible Otherness“ (33) des Nordens analysiert, sondern es kommt mit Aritha Van Herk auch eine Schriftstellerin selbst zu Wort. Diese Vielgestaltigkeit der Perspektive, die hier nicht nur Lippenbekenntnis ist, macht den Band zu einer gelungenen Auseinandersetzung mit dem Thema.
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Rubrizierung: 2.644.24.223.62.682.234.42 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Keith Battarbee / John Erik Fossum (Hrsg.): The Arctic Contested Brüssel u. a.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39675-the-arctic-contested_48013, veröffentlicht am 12.05.2016. Buch-Nr.: 48013 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken