Politikwiss. Diss. Hamburg; Begutachtung: S. Albrecht, A. Engels, M. Schreurs. – Wie effektiv interagieren Wissenschaft und Politik im Bereich der Nachhaltigkeits‑ und Klimapolitik? Dieser Fragestellung widmet sich Johannes Bernhardt in zwei qualitativen Fallstudien zur europäischen Forstpolitik. Er betont einleitend die wichtige Rolle, die die Wälder für den Klimaschutz spielen, so seien etwa 640 Gigatonnen Kohlenstoff in Waldökosystemen gespeichert. Aber auch für die Anpassung an den Klimawandel seien Wälder relevant: Sie lieferten Nahrung, Holz, Fasern und verminderten zugleich Luftverschmutzung, Erosion und die Ausbreitung der Wüsten. Die Politik habe dieser hohen Relevanz von Wäldern bisher zu wenig Beachtung geschenkt. Häufig sei der Fokus von Politikern und Forschern auf Tropenwälder in Entwicklungsländern konzentriert, das Potenzial von Wäldern in Industrieländern werde dagegen oft unterschätzt, kritisiert Bernhardt. Dabei sei Europa die Region mit der relativ größten Bewaldungsfläche überhaupt. Der Autor entwickelt daher ein Analysetool, um das Zusammenspiel zwischen Wissenschaft und Politik in diesem Bereich zu untersuchen und auf seine Effektivität hin zu evaluieren. Im Ergebnis sollen einflussreiche Faktoren für diese Effektivität identifiziert werden. Methodisch setzt er dabei auf Primärdokumente und zwölf nicht‑standardisierte Experteninterviews. Unterstützt wurde sein Dissertationsvorhaben vom Hamburger Kompetenzzentrum Nachhaltige Universität. Bezogen auf die von ihm untersuche Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa (MCPFE) stellt Bernhardt unter anderem fest, dass sich vorhandenes Fachwissen wegen unzureichender wissenschaftlicher Autonomie innerhalb der Konferenz nicht ausreichend durchsetzen konnte. Aufgrund der komplexen Thematik und der nötigen Legitimität der in diesem Rahmen getroffenen politischen Entscheidungen sei es letztlich aber offenbar trotzdem dazu gekommen, dass sich die politischen Prämissen an der Wissensbasis der Experten orientierten.