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Józef M. Fiszer / Jakub Wódka / Paweł Olszewski / Tomasz Paszewski / Agnieszka Cianciara / Agnieszka Orzelska-Stączek

The Euro-Atlantic System in a Multipolar World. A Forecast

Berlin: Logos Verlag 2015; 164 S.; 37,- €; ISBN 978-3-8325-3877-4
„A deep reconfiguration of the global scene is inevitable and is already underway“ (147). Vor dem Hintergrund dieser These loten die polnischen Wissenschaftler_innen die Rolle des sogenannten transatlantischen Systems – bestehend aus den europäischen und nordamerikanischen Staaten sowie den dazugehörenden Institutionen EU und NATO – in den nächsten Jahrzehnten aus. Gehe die euro‑atlantische Gemeinschaft nicht gestärkt aus ihren Krisen (Ukraine, Finanz‑ und Eurokrise, arabischer Frühling und syrischer Bürgerkrieg) hervor, um sich als „co‑author and co‑actor of a new multipolar international order“ (147) zu etablieren, drohten Konflikt und Krieg, wie J Ósef M. Fiszer bilanziert. Die Autor_innen sehen in einer starken Position der westlichen Akteure daher die Voraussetzung für eine sichere und stabile Weltordnung, auch, um als „counterbalance“ (38) der wachsenden Machtstellung asiatischer Staaten, neoimperialer russischer Politik oder Deutschlands steigender Dominanz zu begegnen. Das Buch ist in sechs eigenständige Kapitel gegliedert, die jeweils durch Einleitung und Fazit gerahmt sind. Angesichts des Ukrainekonflikts wird im ersten Kapitel vorgeschlagen, neben der Stärkung ökonomischer Beziehungen zu den USA (über das Freihandelsabkommen TTIP) und der Schaffung einer Entscheidungsinstanz, die die Handlungskompetenzen von NATO und EU integriert, auch eine europäische Militärmacht aufzubauen. Nur so sei es möglich „to project European standards of liberal democracy, freedom and rule of law“ (12). In einem weiteren Kapitel geht es um Schwellenländer, deren Strategie als „soft balancing” (61) beschrieben wird, der es nicht um eine Neuschaffung, sondern um eine Transformation der bestehenden internationalen Ordnung entlang der eigenen Interessen geht. Auch Polens und Chinas Rolle in der sich verändernden Welt werden behandelt. Obwohl man den Autor_innen einen gewissen Eurozentrismus unterstellen muss, sind die Beiträge für die Diskussion um Global Governance interessant und auch insbesondere als Hinweis auf eine polnische Perspektive, für die etwa das Thema Sicherheit vor Russland von größerer Bedeutung sein dürfte als in der deutschen Debatte.
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Rubrizierung: 4.222.643.6 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Józef M. Fiszer / Jakub Wódka / Paweł Olszewski / Tomasz Paszewski / Agnieszka Cianciara / Agnieszka Orzelska-Stączek: The Euro-Atlantic System in a Multipolar World. Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39759-the-euro-atlantic-system-in-a-multipolar-world_48132, veröffentlicht am 16.06.2016. Buch-Nr.: 48132 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken