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Frank Müller

The Global City and its Other. Decentering Urban Informality in and from Mexico City

Berlin: edition tranvía – Verlag Walter Frey 2014 (Fragmentierte Moderne in Lateinamerika); 355 S.; 28,- €; ISBN 978-3-938944-88-2
Politikwiss. Diss. Berlin. – Frank Müller untersucht, welche Rolle Informalität in der alltäglichen Kommunikation von städtischen Akteuren wie Immobilienmaklern und städtischen Planern, aber auch Nachbarschaftsorganisationen in Mexiko City spielt. Informalität sieht er einerseits als eine wichtige Kategorie für das soziologische Verständnis des Funktionierens der verwaltungstechnischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und räumlichen Systeme von Städten. Gemeint ist damit der informelle Sektor der Stadt, also vor allem wirtschaftliche Tätigkeiten, die nicht in der offiziellen Statistik erfasst sind und keiner Regulierung oder sozialen Absicherung unterliegen. Dazu zählen beispielsweise die Herstellung und der Verkauf von einfachen Produkten auf lokalen Märkten und die Erbringung gering qualifizierter Dienstleistungen etwa von Lastenträgern oder Hausangestellten. Aber auch informelle Siedlungen, also provisorisch und ungeplant entstandene Slums, zählen zum Phänomen Informalität. Dieses werde von der Politik und professionellen Planern aber andererseits als Symptom urbaner Krisen konstruiert und dabei, so Müller, als Narrativ zur Rechtfertigung sozialer Distinktion in der räumlichen Planung und damit zur Reproduktion sozial‑politischer Ungleichheit verwendet. „In its pretention to transform ‚chaos‘ into ‚order‘ and thereby to improve legibility, urban planning enforces land use regulations as a practice of territorial control of the urban population.“ (11) Der Autor erkennt hier eine Art von internem Kolonialismus in Form struktureller Ungleichheit innerhalb eines Staatsgebietes, hier einer Stadt. Durch die Konstruktion der informellen Teile der Stadt als andersartig und entwicklungsbedürftig würden die armen Viertel der Stadt weiter marginalisiert, da man sie von einer Mitwirkung an der Stadtplanung ausschließe. Städtischer Planung im Globalen Süden, so das Resümee Franks, wohne eine ausgrenzende Wirkung inne, sie führe auf Basis von Klasse, Ethnie und Gender zur Peripherisierung von Teilen der Bevölkerung. Informalität funktioniere andererseits inzwischen jedoch auch als verbindendes positiv gewendetes Bedeutungselement, das bei der Bildung von Allianzen innerhalb emanzipatorischer Bewegungen helfe.
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Rubrizierung: 2.652.212.222.263 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Frank Müller: The Global City and its Other. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38520-the-global-city-and-its-other_46911, veröffentlicht am 11.06.2015. Buch-Nr.: 46911 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken