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Beate Neuss / Antje Nötzold (Hrsg.)

The Southern Mediterranean. Challenges to the European Foreign and Security Policy

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Schriftenreihe des Arbeitskreises Europäische Integration e. V. 85); 283 S.; 54,- €; ISBN 978-3-8487-1609-8
Welche Herausforderungen ergeben sich für die Außen‑ und Sicherheitspolitik der Europäischen Union (EU) in der südlichen Mittelmeerregion aus dem von Konflikten dominierten Wandel in der arabischen Welt? Diese Frage steht im Mittelpunkt des von Beate Neuss und Antje Nötzold herausgegebenen interdisziplinären Sammelbandes, dessen Beiträge sich in vier Teilen mit der Bedeutung der regionalen Entwicklungen für die Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP), den ökonomischen und sozialen Dynamiken, dem Einfluss gesellschaftlicher Akteure sowie regionalen Ansätze als Reaktion auf die Umwälzungen in der arabischen Welt auseinandersetzen. Im vierten Teil geht es dabei vor allem um die Türkei und Israel im Umgang mit diesen Entwicklungen. Wie Jan Snaidauf als ehemaliger Vertreter des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD) in seiner Analyse der Rolle der EU anführt, war der fundamentale politische Wandel in Europas südlicher Nachbarschaft von einer parallelen, tiefgreifenden strukturellen Veränderung der außenpolitischen Instrumente der EU begleitet. Angesichts des „alten Dilemmas zwischen Stabilität und Wandel“ (52) als politisch zu fördernde Faktoren sieht Snaidauf die EU in der Rolle, diese zu vereinen, indem sie die Rolle des unparteiischen Maklers auf der einen und die des überzeugten Förderers von Demokratie auf der anderen einnimmt. Alessandro Quarenghi widmet sich ebenfalls dem Dilemma Europas, allerdings aus anderer Perspektive. Er fragt, wie die EU angesichts ihrer Werte mit Vertretern islamistischer Parteien kooperieren kann. Die bis dato dominante Annahme, eine Interaktion mit islamistischen politischen Akteuren führe zu deren Legitimierung und verleihe ihnen folglich das Potenzial zur regionalen Destabilisierung, habe die EU wie auch die USA dazu verleitet, „immer Stabilität auf Kosten von Demokratisierung“ (150) zu priorisieren. Die EU habe allerdings angesichts ihres einmaligen Anspruchs, Werte und Interessen mittels normativer Politiken in Einklang zu bringen, weder ihre Interessen durchsetzen noch ihre Werte verbreiten können – alles was sie bisher hierdurch erreicht habe, sei ein „Verlust von Glaubwürdigkeit und internationaler Legitimität“ (168). Quarenghi entwickelt hierzu vier Szenarien eines Strategiewechsels, den es seiner Meinung nach braucht. Der Sammelband ist das Ergebnis einer im Mai 2014 vom Arbeitskreis Europäische Integration e. V. abgehaltenen internationalen Tagung an der Technischen Universität Chemnitz.
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Rubrizierung: 3.62.234.222.632.672.25 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Beate Neuss / Antje Nötzold (Hrsg.): The Southern Mediterranean. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38950-the-southern-mediterranean_47118, veröffentlicht am 08.10.2015. Buch-Nr.: 47118 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken