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Apolonia Franco Elizondo

Theorie der Globalen Gerechtigkeit. Zwischen Anerkennung und Umverteilung

Würzburg: Ergon Verlag 2015 (Studien zur Phänomenologie und praktischen Philosophie 35); 187 S.; brosch., 28,- €; ISBN 978-3-95650-118-0
Diss. Freiburg; Begutachtung: H.‑H. Gander, G. Riescher. – Apolonia Franco Elizonda rekonstruiert die Gerechtigkeitsbegrifflichkeit von Nancy Fraser und Axel Honneth für eine „globale Theorie der Gerechtigkeit“ (11). Der Analyse Frasers im zweiten und Honneths im dritten Kapitel schaltet sie ein Kapitel voraus, welches anhand von Hardts und Negris „Empire“ „die Herausforderungen der Gerechtigkeit jenseits nationaler Grenzen“ (11) expliziert. Aus dem Vergleich von Fraser und Honneth entwickelt sie im vierten Kapitel ein eigenes Gerechtigkeitsmodell. Dieses kombiniert Anerkennungs‑, Repräsentations‑ und Umverteilungspolitiken mit einer Zuständigkeits‑ und einer Wohlstands‑Achse. Ausgerichtet an einer klaren Methodik argumentiert sie, Fraser breche „mit historischen Theorien, die die Theorien der Gerechtigkeit hemmen, und ersetzt sie durch neue“ (79). Honneths Theorie der Gerechtigkeit basiere demgegenüber lediglich auf den „Ideen der Freiheit und der Anerkennung“ (132). Während Franco Elizondas Kritik an Fraser verhalten ausfällt, wirft sie Honneth Eurozentrismus, Vernachlässigung von Umverteilungstheorien und die Verkürzung aller „Ungerechtigkeiten […] als […] Mangel an Anerkennung“ (133) vor. Der abschließende Vergleich gelangt konsequenterweise denn auch zu der Schlussfolgerung, Frasers Modell „weist auf […] Vorteile […] hin“ (168). Ihre eigene Idee bezeichnet Franco Elizonda als multiaxiales Modell, dessen „Vorteile […] gegenüber […] Mainstream‑Theorien“ (177) erstens die Bestimmungen der Subjekte der Gerechtigkeit auf den Ebenen „lokal, national und global“ (178 f.), zweitens die Differenzierung unterschiedlicher Ursachen zwecks ganzheitlicher Bekämpfung der Ungerechtigkeiten und drittens die gleichberechtige Repräsentation verschiedener Wohlstandsdimensionen seien. Franco Elizondas klarer sprachlicher Ausdruck und Stil sorgen für einen guten Lesefluss. Diese Leistung wird dadurch getrübt, dass die Argumentation stellenweise eher sprunghaft und künstlich denn hergeleitet wirkt. Angesichts des komplexen Anspruchs der Dissertation, dem keine 200 Seiten gerecht werden sollen, erstaunt dieses Defizit nicht. Zusammengefasst handelt es sich um eine ordentliche Arbeit zu einem Problem, das stetig brisanter wird: Die ungleiche weltweite Verteilung von Vermögen und Macht setzt normative Fragen der globalen Gerechtigkeit auf die Agenda der internationalen Politik. Die Autorin leistet einen beachtenswerten Beitrag zu diesem Diskurs.
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Rubrizierung: 4.14.435.42 Empfohlene Zitierweise: Ulf Kemper, Rezension zu: Apolonia Franco Elizondo: Theorie der Globalen Gerechtigkeit. Würzburg: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39730-theorie-der-globalen-gerechtigkeit_48171, veröffentlicht am 02.06.2016. Buch-Nr.: 48171 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken