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Uwe Backes / Tytus Jaskułowski / Abel Polese (Hrsg.)

Totalitarismus und Transformation. Defizite der Demokratiekonsolidierung in Mittel- und Osteuropa

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009 (Schriften des Hannah-Ahrendt-Instituts für Totalitarismusforschung 37); 380 S.; 49,90 €; ISBN 978-3-525-36911-1
„Die großen Unterschiede der östlichen Transformationen werfen die Frage auf, warum auf den ersten Blick sehr ähnliche Startbedingungen zu so unterschiedlichen Ergebnissen geführt haben“ (7), schreiben die Herausgeber einleitend zu den Beiträgen, die aus Vortragsreihen und Seminaren des Hannah-Arendt-Instituts hervorgegangen sind. Diese ergänzen sich so sinnvoll, dass der Band einen guten Überblick über die verschiedenen Aspekte dieses Themas bietet. Die wichtigste Erkenntnis dürfte sein, dass die osteuropäischen Länder 1989 keineswegs mehr dem Idealtypus des Totalitarismus entsprachen und nicht alle von einer gleichen Position aus in die Transformation starteten. Ein alleiniger Blick auf den Wandel von Wirtschaft und Institutionen wird von den Autoren daher als unzureichend erklärt. Der Erfolg einer Konsolidierung der Demokratie wird vielmehr unter Einbeziehung der Variablen Modernität/Bildungsniveau und Staatlichkeit (Einheit von Staatsvolk, -gebiet und -autorität) analysiert, ferner wird der externe Einfluss (der EU) berücksichtigt. Die Transition sei erleichtert worden, so Backes und Merkel in ihren Beiträgen, weil bereits vor 1989 ein politischer Repluralisierungs- und wirtschaftlicher Reformprozess eingesetzt habe, die Reformen zu ersten Ansätzen einer Gewaltenteilung geführt und sich eine Parallelgesellschaft und eine Gegenöffentlichkeit herausgebildet habe. Von zentraler Bedeutung sind zudem die politische Kultur und der Umgang mit der Vergangenheit, wie Troebst aufschlussreich erläutert – und die „Vorschusslegitimität“ (Pickel, 281), die die Bürger der Demokratie gewähren. Zu den weiteren Aspekten, die in den Kapiteln über erfolgreiche und gescheiterte Transitionen, ihre Akteure und die politische Kultur behandelt werden, gehören die Übergänge von der Ideologie zur Mentalität, Populismus und Rechtsextremismus, die Strategien der eher autoritären Regierungen angesichts der Farben-Revolutionen sowie ein Blick auf die Ostalgie – wobei laut Ekman und Linde die Gefahr einer Trivialisierung der Diktaturerfahrungen immer weiter abnehmen werde.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.22.612.622.212.222.252.37 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Uwe Backes / Tytus Jaskułowski / Abel Polese (Hrsg.): Totalitarismus und Transformation. Göttingen: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30576-totalitarismus-und-transformation_36308, veröffentlicht am 08.04.2009. Buch-Nr.: 36308 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken