Diss. Bremen; Gutachter: U. Liebert, M. Zürn. – Menschenhandel ist zu einem lukrativen Geschäft geworden, das sogar die Profite aus dem Drogen- und Waffenhandel weit übersteigt. 75 Prozent der Opfer werden zum Zweck der Prostitution verschleppt, die Mehrzahl davon sind Frauen und Mädchen. Jährlich gelangen schätzungsweise 500.000 Menschen durch Menschenhandel in die EU. Es handelt sich um eine neue Form der Massensklaverei, die erst langsam von den politischen Entscheidungsträgern erkannt und bekämpft wird. Denn obwohl Menschenhandel und Frauenhandel im Besonderen eine traurig lange Geschichte haben, wurde erst in den 90er-Jahren europaweit mit der gezielten Bekämpfung begonnen: durch härtere Gesetze, regelmäßige Sensibilisierungsmaßnahmen für Polizei und Grenzschutz und durch den Ausbau von Hilfsorganisationen für die betroffenen Frauen. Locher zeichnet die Entwicklung des Menschenhandels auf der einen Seite und die Maßnahmen der EU auf der anderen Seite nach. In ihrer sehr dichten Analyse geht sie dabei auf einzelne Etappen suprastaatlicher Verträge und Konventionen ein, untersucht die Rolle der Weltfrauenkonferenzen sowie der internationalen Frauenbewegung bzw. ihrer mit Gewalt gegen Frauen beschäftigten Netzwerkgruppen. Schließlich zeigt sie, wie aus der bloßen Reaktion auf den Umstand des Frauenhandels proaktiv nach Lösungen gesucht wird, um dem Handel mit der Ware Mensch entgegenzuwirken. Das Buch ist aus wissenschaftlicher Perspektive ein Novum, da die Autorin erstmals den Zusammenhang zwischen dem Menschenhandel und der Umsetzung von europäischen Rechtsnormen systematisch untersucht. Gleichzeitig bietet sie einen leicht verständlichen Überblick über die gesamte Spannbreite der Problematik.